Black Box Sterbehilfe
Doku über assistierten Suizid
Vor fünf Jahren, im Februar 2020, hat das Bundesverfassungsgericht Historisches verkündet: Jeder Mensch habe das verfassungsmäßig geschützte Recht, sich selbst zu töten und dabei die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. Einzige Voraussetzung: Der Sterbewillige entscheidet sich aus freiem Willen dazu. Dann spielt es keine Rolle, ob man jung oder alt ist, gesund oder krank oder einfach nur das Leben satthat. Das Thema am 8. Februar im ARD radiofeature.
Sendung: Samstag 08.02.2025 9.05 bis 10.00 Uhr
Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts 2020 boomt die Suizidhilfe in Deutschland. Das höchste Gericht hatte damals entschieden, dass die Unterstützung zum Suizid unter bestimmten Voraussetzungen straffrei ist. Die Folge: Sterbehilfeorganisationen, einzelne Ärzte und andere Personen helfen zunehmend mehr Menschen, sich das Leben zu nehmen.
Die Zahl der Suizide insgesamt stieg 2022 erstmals seit langem auf mehr als 10.000 im Jahr. Wie viel assistierte Suizide dazu beigetragen haben, ist aber ungewiss. Das Statistische Bundesamt erfasst sie nicht gesondert. Expertinnen und Experten gehen aber davon aus, dass die straffreie Hilfe ein zentraler Faktor für viele Menschen ist, sich für das Sterben zu entscheiden.
Überhaupt liegt auf dem Gebiet vieles im Dunkeln. So kritisieren Fachleute, dass oftmals eine psychologische Begutachtung der Suizidwilligen fehle und dass medizinische Gutachter in vielen Fällen auch gleichzeitig Suizidhelfer sind, was Interessenskonflikte hervorrufen könnte. Zudem mangele es an Aufklärung über Alternativen zur Selbsttötung.
Die Hilfe zur Selbsttötung ist eine Art Black Box – weitgehend unerforscht und undokumentiert. Die Helfer agieren bislang nach eigenen Regeln.
(WDR)
Die Autorin
Martina Keller ist freie Journalistin in Hamburg. Sie schreibt für Printmedien wie Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung oder Zeit und arbeitet für öffentlich-rechtliche Hörfunk-Sender, insbesondere WDR, SWR und Deutschlandradio.
Ihr Schwerpunkt ist die Medizin, ihre Spezialität die investigative Recherche. 2012 gehörte sie einem Team des International Consortium of Investigative Journalists an, das den Machenschaften des internationalen Leichenhandels nachspürte.
Seit 2011 ist sie Gutachterin bei mediendoktor.de, einem Projekt der TU Dortmund zur Qualitätssicherung im Medizinjournalismus.
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