Miniaturen- die Entdeckung des Komponisten Fransisco de Lacerda
Musik aus der Region sendet Musik des Künstlers Fransisco de Lacerda. Karsten Neuschwender spricht zudem im Studio mit der Sängerin Elizabeth Wiles und dem Cellisten Julien Blondel über die Musik und den Komponisten Franciso de Lacerda.
Geboren 1869 auf der portugiesischen Azoreninsel São Jorge machte Francisco de Lacerda eine bemerkenswerte Karriere als Dirigent. Er arbeitete aber auch als Komponist, war ein Bekannter von Erik Satie, Manuel de Falla und Isaac Albéniz. Intensiv hat er sich mit der Volksmusik seiner portugiesischen Heimat auseinander gesetzt.
Seine Miniaturen, ein Liedzyklus mit teilweise sehr kurzen Liedern, wurde auszugsweise im Konzert am 10. Oktober 2024 im Rahmen des Festivals Freistil im Carreau Wendel aufgeführt – in Arrangements für Bandoneon, Cello und Gesang.
Musik aus der Region sendet das Konzert und Karsten Neuschwender spricht im Studio mit der Sängerin Elizabeth Wiles und dem Cellisten Julien Blondel über die Musik und den Komponisten Franciso de Lacerda.
Francisco de Lacerda: Miniaturen
Elizabeth Wiles, Gesang
Jean-Baptiste Henry, Bandoneon
Julien Blondel, Cello.
Weitere Infos
Texte zum Nachlesen
Canção triste (F. Lacerda)
Warum weine ich, warum singe ich?
Das kann ich nicht sagen.
Ich singe, um nicht zu weinen,
Und weine, um nicht zu sterben.
Es ist traurig, dass jeder das sagt,
aber keiner weiß warum.
Die Ursache dieser Traurigkeit
Kennt nur das Herz.
Triste de quem tem amores
Traurig sind die, die Liebe haben,
traurig sind die, die ohne sind.
Im Leben ist es besser,
Niemanden zu haben.
Nicht weinen, Madame,
Sonst fragt jeder, warum.
Weine besser nachts, alleine in der Dunkelheit,
Sodass es keiner sieht.
Ando triste como a noite
Ich war traurig wie die Nacht.
Nichts machte mich glücklich.
Niemand weiß, was sie schon verloren haben
Oder was sie später noch verlieren.
Os meus olhos nos teus olhos (F. Lacerda)
Meine Augen in deinen Augen,
Unsere Hände verschränkten sich.
Wie können wir lügen,
Wenn wir die Seelen so nah haben?
O amor que me traz presa
Die Liebe, die mich erbeutet
Und gefangen genommen.
Ich bringe sie hierher und behüte sie,
versteckt in meiner Brust.
Die Liebe will ihre Bescheidenheit,
Ihr Geheimnis, ihr Mysterium,
Gibt man ihr freie Hand
Fliegt sie, wird müde und… stirbt früh.
O meu amor enjeitou-me
Meine Liebe hat mich zurückgewiesen,
Jetzt werde ich gehasst.
Und jeder ruft mir nach
Witwe, ohne verheiratet zu sein.
Tenho tantas saudades
Ich vermisse dich so sehr
So sehr, wie Weizen Blätter hat.
Ich erzähle es niemandem
Ich fresse alles in mich hinein.
Ich vermisse dich so sehr
So sehr, wie es Sand im Meer gibt
So sehr, so sehr, Tag und Nacht
Dass ich sie nicht alle zählen kann
Não me tragas no sentido
Ach! Bring mir nicht in den Sinn,
Dass du mich weder schlecht noch gut haben willst.
Geh dort hin, leb weiter.
Vergessen wirst du auch.
Cantiga de amigo**
Mein Freund, als ich ihn fragte,
Wann er kommen würde.
Sagte er: “Ich komme sehr bald.”
Ich fürchte sehr,
Dass er viel zu spät kommen wird, Mutter.
Os meus olhos não são olhos
Meine Augen sind keine Augen,
Wenn sie den deinen zugewandt sind.
Sie sind wie zwei trübe Flüsse,
Die von Berg zu Berg fließen.
Desde que os cravos e rosas
Seit Nelken und Rosen
Leben im selben Garten,
Haben Hass, Eifersucht
Und Bosheit kein Ende.
Wenn du eine Rose bist,
Lauf weg von der Nelke!
Als ich eine Rose war, w
War ich an eine Nelke verloren.
Quem tiver filhos pequenos
Wer kleine Kinder hat,
Müsste zwangsweise singen “Ach!”
Wie oft singen Mütter
Mit dem Wunsch zum Weinen. “Ach!”
Eu queria, tu querias
Ich wollte, du wolltest,
Ich fragte, du verneintest.
Ich bin gekommen, du bist geflohen,
Ich bin gegangen, du hast geweint.
O teu andar é tão leve
Dein Gang ist so leicht, so leicht.
Er hinterlässt nicht mal eine Spur.
Es ist nur so, dass zwei Leben
Zusammen weniger wiegen als eins.
Quando tu abres os olhos
Wenn du deine Augen öffnest,
Scheint es, als sei dieser Tag geboren.
Bis jetzt war ich blind.
Bevor ich sie sah, sah ich nichts.
Saudades da terra (F. Lacerda)
Wenn du dich traurig fühlst,
weil dir irgendwas fehlt
Ohne genau zu wissen warum,
Woher dieses Übel kommt.
Und die zufriedene Erinnerung,
Die in der Sehnsucht nach allem besteht,
Was abwesend ist,
In einer Freude, die traurig wird.
Das ist das Übel, das am meisten schmerzt.
Auf der Suche nach Heilung ist es die Kraft,
Die uns befiehlt, die Qual zu vergessen.
Was für eine süße Zufriedenheit,
In unser Land zurück zu kehren!
É ter arte não falar (F. Lacerda)
Es geht darum, die Kunst zu haben, nicht zu reden,
Wenn man etwas sagen muss.
Und nicht hinzuschauen,
Auf das, was man möchte.
Eu sou sombra, tu és sol
Ich bin Schatten, du bist die Sonne.
Welches wird stärker sein?
Ich wie ein Schatten neben dir,
Du wie die Sonne, die vor mir davon läuft.
Quero cantar,ser alegre (F. Lacerda)
Ich möchte singen, glücklich sein,
Lass mich nicht traurig sein.
Wer traurig ist, stirbt früh,
Ich will noch nicht sterben.
Wer traurig ist, stirbt früh,
Ich will noch nicht sterben.
Ich mõchte leben, um zu lieben,
Und lieben, um zu leben.
Berceuse
Schlaf! Schlaf! Aus Sardes hab ich Spielzeug, aus Babylon Kleider für dich bestellt.
Schlaf! Schlaf! Du bist die Tochter der Bilitis und eines Königs des Morgenlandes.
Die Wälder sind die Paläste, die man für dich allein baut, und die ich dir gegeben,
Die Stämme der Fichten, sind die Säulen, die hohen Zweige sind die Gewölbe.
Schlaf! Schlaf! Ich würde die Sonne dem Meer verkaufen, damit sie dich nicht wecke.
Der Flügelschlag der Taube ist nicht so leicht wie dein Atem.
Tochter mein, Fleisch von meinem Fleische,
Wenn du die Augen aufschlägst, wirst du mir sagen,
Ob du die Ebene willst oder die Stadt,
Den Berg oder den Mond
Oder das weiße Gefolge der Götter.