Der Priester Christian Jager. (Foto: Pauline Deichelmann / SR)

Wie Christian Jager frischen Wind in die Kirche bringt

Pauline Deichelmann   21.04.2025 | 08:33 Uhr

Christian Jager gehört zu den jüngsten Priestern der katholischen Kirche. Der 28-Jährige sieht sein Amt als Berufung – trotz sinkender Mitgliederzahlen und einer größeren Distanz der Menschen zur Kirche. Auch er hat an der Institution bereits gezweifelt.

Christian Jager steht in der Kirche und blickt auf den Altar. Er ist Priester in der Gemeinde St. Johann in Saarbrücken. Er wurde erst im vergangenen Jahr zum Priester geweiht. Mit 28 Jahren ist er einer den Jüngsten in der katholischen Kirche.

Als er seine Stelle antrat, waren die Reaktionen gemischt. Einige seien überrascht gewesen, sagt er. Doch mit der Zeit habe sich gezeigt, dass seine Offenheit und seine eigene Art zu predigen gut angenommen werden. So greift er in seinen Predigten Lieder auf, die er selbst gerne in der Freizeit hört.

Priesteramt als Berufung

Christian hat Theologie in Frankfurt am Main und Tübingen studiert. Seit 2022 ist er in der Pfarrei Saarbrücken St. Johann zunächst als Pastoralpraktikant, dann Diakon und seit dem Mai 2024 als Kaplan.

Trotz des Personalmangels in der Kirche, der sinkenden Mitgliedszahlen und der wachsenden Distanz vieler Menschen zur Institution – er hält an seiner Aufgabe fest. Für ihn ist das Priesteramt nicht einfach ein Beruf, sondern eine Berufung.

Kritischer Blick auf die Kirche

Immer wieder trifft er auf Menschen, die sich selbst nicht mehr als gläubig verstehen. Ihm ist es wichtig, nicht zu belehren, sondern Räume zu schaffen und Möglichkeiten zu zeigen. Der Glaube, so sieht er es, kann ein Impuls sein – aber jeder Mensch müsse für sich selbst herausfinden, ob und wie er ihn annehmen will.

Einmal im Monat feiert Christian einen Gottesdienst im Seniorenheim Egon-Reinert-Haus. Die Gespräche dort sind oft von Erinnerungen geprägt, von einer Zeit, in der die Kirche noch eine andere Rolle im Leben vieler Menschen spielte.

Er selbst blickt manchmal kritisch auf das, was in der Institution passiert ist. "Es gab einige Momente, in denen ich auch an der Kirche gezweifelt habe, an der Art und Weise, wie sie mit Menschen umgegangen ist. Aber für mich steht eher die Motivation dahinter, es jetzt besser zu machen."

Im Gespräch mit der jungen Generation

Christian ist auch in der Jugendgemeinde "eli-ja" aktiv. Hier kommt er vor allem mit der jungen Generation ins Gespräch, hört zu, teilt Gedanken und nimmt ihre Sorgen ernst. Immer weniger Menschen interessieren sich für Religion oder ziehen eine Tätigkeit in der Kirche überhaupt in Betracht.

Im vergangenen Jahr wurden im gesamten Bistum Trier nur vier neue Priester geweiht. Doch davon lässt sich Christian nicht entmutigen: "Ich sehe es eher als unseren Auftrag, Menschen mit dieser Botschaft in Berührung zu bringen. Nur so können Leute ihre Berufung entdecken."

Mit Zuversicht in die Zukunft

Trotz aller Herausforderungen blickt Christian mit Zuversicht nach vorn. Er weiß, dass Veränderung Zeit braucht. Und er ist bereit, diesen Weg mitzugehen und mitzugestalten – Schritt für Schritt und mit einer klaren Vision davon, was Kirche heute sein kann.

Über dieses Thema berichtet auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 21.04.2025.


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