Comicklassiker Blaue Boys bei Salleck (Foto: Salleck Publications)

Eine Passion wird zum Beruf

Exklusivinterview mit Eckart Schott von Salleck Publications

Gerd Heger   29.09.2018 | 08:30 Uhr

Er ist Stammgast bei der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse in Saarbrücken: Eckart Schott, einer der eifrigsten, wenn es um die Übertragung frankophoner Comics ins Deutsche geht. Exklusiv erzählt er SR.de, wie es dazu kam.

Er ist einer der eifrigsten Überträger frankophoner Comics nach Deutschland – sein Ein-Mann-Verlag Salleck Publications am Rande des Pfälzer Walds hat Klassiker im Programm aus der franko-belgischen Schule, viele Komplettausgaben für Liebhaber, einige Graphic-Novels, aber auch Genrecomics (Oldtimer, Flugzeuge) – mit all diesen Kostbarkeiten ist er ein Stammgast bei der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse in Saarbrücken.

SR.de: Wie kam es zu dieser Passion für die ECHTE und WAHRE „Bande dessinée“ aus dem Französischen?

Vor allem war das legendäre Comic-Magazin "ZACK" schuld. Ein Klassenkamerad hatte es, ich nicht. In seiner Spätphase habe ich es dann abonniert. Dort waren die Klassiker aus Tintin und Pilote drin. Und später habe ich halt auch viele belgische und französische Comic-Zeichner kennengelernt und nach Deutschland eingeladen.

SR.de: Ein Comic ins Deutsche zu übertragen, wie geht das vor sich, was sind die Arbeitsschritte?

Zuerst die Grobübersetzung, dann die Feinübersetzung, dann schaut mein Lektor drüber. Für Oldtimercomics habe ich einen Fachmann, für die Fliegercomics einen ehemaligen Major der Luftwaffe. Übersetze ich nicht selbst, lese ich selbst nochmal über die Übersetzung, bevor sie ihren Weg geht.

SR.de: Welche Auflagen haben dann die einzelnen Comics – da gibt es sicher auch Unterschiede – und ab welchen Verkaufszahlen rentieren sich denn übertragene Comics?

Die Auflagen schwanken zwischen knapp über 1000 bis 4000 Exemplare. Das mit dem Rentieren hängt auch am Verkaufspreis. Und die Bestseller wie Yakari tragen auch die schwachen Titel. Die ersten Yakari-Alben sind inzwischen fünfstellig. 
Stewardess Natasha weltweit unterwegs (Foto: Salleck Publications)
Stewardess Natasha weltweit unterwegs

SR.de: Salleck hat einige der ganz großen Klassiker im Programm – welche sind das? Und gibt es da auch Kontakte zu den Autoren, Zeichnern, vielleicht sogar zu den „Erfindern“?

Einer der Klassiker ist Natascha von Francois Walthéry. Francois war der erste Zeichner, den ich verlegt habe, und er war auch schon öfter in Deutschland. Buck Danny ist ein weiterer Klassiker, der Autor und Zeichner Francis Bergèse kommt auch gerne mit seiner Frau Lise in das Land Goethes. Die Zeichner, die am häufigsten auf Tour mit mir waren, sind Eddy Paape und Albert Weinberg - beide  leider schon verstorben - und Hermann, den ich zwar nicht verlege, aber der immer wieder gerne kommt. Der "Miterfinder" von Yakari, Claude Derib, war leider bisher erst einmal in Deutschland mit mir, vor Jahren auf dem Comicsalon in Erlangen.

SR.de: Wer kauft denn aufwendige Gesamtausgaben wie die von Natasha, der pfiffigen und sexy Stewardess, die aber in Deutschland nie die Riesenkarriere gemacht hat?

Natascha ist schon seit Jahrzehnten in Deutschland bekannt und wurde in Teilen von insgesamt vier Verlagen veröffentlicht, bevor sie bei mir landete. Und so eine einheitliche Ausgabe mit vielen Extras und redaktionellen Seiten macht halt was her. Käufer sind Sammler im Alter von ca. 40 Jahren - die halt auch die Serie von früher kennen. Aber wer wusste z. B., dass die Indios in Album 1 im Original Lütticher Dialekt sprechen? Bei mir ist's dann Pfälzisch geworden...
Reporterin Margot jagt tolle Autos (Foto: Salleck Publications)
Reporterin Margot jagt tolle Autos

SR.de: Wie ist der Anteil von über den Handel verkauften Comics zu den Comics, die auf Messen oder auf speziellen Veranstaltungen wie Oldtimertreffen verkauft werden?

Die Oldtimertreffen sind eine gute Werbung, wie auch die Rezensionen in der Fachpresse. Unmengen dieser Comics verkauft man auf diesen Messen nicht, aber man wird bekannt. Es gibt übrigens eine Buchhandlung mit Oldtimerkunden und einem Comicprofi als Buchhändler, und dort werden mehr Comics von mir verkauft als in vielen Comicläden.

SR.de: Hat die Europäische Kinder- und Jugenbuchmesse in Saarbrücken eine besondere Atmosphäre – und was wird von Salleck zusätzlich zu Beratung und Schmökern in der Alten Evangelischen Kirche noch geboten?

Comiclegende Hermann (Comanche, Jeremiah), Verleger Eckart Schott (rechts) (Foto: Privat)
Comiclegende Hermann (Comanche, Jeremiah), Verleger Eckart Schott (rechts)
Wir sind wie eine Familie, wir kennen uns seit Jahren, die Organisatoren und ich und mein Team. Schön, dass wir in der Stadtmitte sind. Eine ehemalige Kirche als Messeort ist speziell, klar. Salleck hat geholfen, drei Comic-Zeichner nach Saarbrücken zu holen. Und klar, dass ich gerne mit meinen Besuchern und Kunden am Stand plaudere und sie berate. Ich habe nicht nur mein Programm in Teilen dabei, sondern einige Besonderheiten. Lasst euch überraschen.

Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse am 28. und 29. September

Das komplette Programm findet sich unter www.buchmesse-saarbruecken.eu.


Was man sonst noch über BD erfahren kann

Spirou überwindet die Mauer (Foto: Carlsen Verlag)
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