Mach das Radio an!
Hommage zum Weltradiotag
Es ist der UNESCO-Welttag des Radios – ein Medium, das trotz aller digitalen Neuerungen immer noch einen festen Platz hat. Doch was macht das Radio aus? Und warum ist es auch in Zeiten von Streaming, Podcasts und Co. noch nicht tot?
Ach Radio, du alter, in die Jahre gekommener Freund, der sich doch immer wieder neu erfinden will. Wenn mir jemand von seinen Radio-Ritualen berichtet, kann ich nicht anders, als innerlich warm zu grinsen.
Manche berichten, wie sie morgens mit dem ersten Kaffee in der Hand das Küchenradio einschalten, ohne sich groß zu entscheiden. Oder die "Lange-Auto-Fahrten-Radio-Fans", die sich ganz bewusst auf Unerwartetes einlassen: Plötzlich landet man in einer Hörfunk-Diskussion zu einem Thema, von dem man zuvor noch nie etwas gehört hat.
Oder man hört einen Song, den man vor zehn Jahren nicht mochte, aber jetzt, beim zweiten Hören, wird man sogar nostalgisch. Radio ist nahbar – immer da – allzeit bereit – ohne Schi-Schi – ohne „Siri, spiel mir was vor“, sondern einfach der gute alte Tuner, der uns Musik und Stimmen begegnen lässt, immer wieder auch ganz neuen – in vertrauter Umgebung.
Und dennoch fragen einige: „Wozu noch Radio, wenn wir Streaming, Podcasts, Internet und Co. haben?“ Interessant ist, dass, wenn ich alte Radioleute frage, sie mir immer erzählen: „Radio wurde schon immer totgesagt.“ Und es stimmt ja auch. Immer wieder haben wir es abgeschrieben – nach der Einführung der CD oder nach der Podcast-Revolution.
Und am Ende ist das Radio immer geblieben. Wie ein Fels im Sturm der Gezeiten. Radio kann eben viel, das einige andere Medien nicht können: Live-Erlebnis sein. Interaktiv! Man kann anrufen, Nachrichten ins Studio schicken, sich austauschen, seine Meinung kundtun.
Auch in Krisen kann es punkten. Es ist nicht nur über Apps erreichbar, sondern auch über die gute alte UKW-Frequenz. Und das ist in Zeiten, in denen uns im Falle eines Internet- oder Stromausfalls so viele Alltagshelfer wegfallen, eine echte Bank. Radio funktioniert zur Not auch mit Batterie, um uns aktuell zu informieren.
Und: Man hört eben nicht in die fertige, vorhersehbare Playlist oder einen Podcast, den wir bewusst ausgewählt haben, sondern möglicherweise auch mal Überraschendes. Unerhörtes. Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Und das fühlt sich manchmal ganz schön warm und gut an, in dieser Zeit, in der alles algorithmisch vorhersagbar und planbar scheint. Radio ist eben mein guter alter Freund, der für mich da ist.
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 13.02.2025 auf SR kultur.