Stahlskulpturen von Monika Sosnowska in der Modernen Galerie
Seit dem 15. März stellt Monika Sosnowska im Atrium der Modernen Galerie ihre Stahlskulpturen aus. Die deformierten Gartentore der polnischen Künstlerin sind unter anderem eine Antwort auf die Architektur Warschaus. Barbara Grech hat sich das angeschaut.
Einladend wirken sie nicht, diese Stahl-Skulpturen von Monika Sosnowska, die im Atrium der Modernen Galerie irgendwie herumstehen und -hängen. Schön ist anders – aber schön war und ist auch nicht die Architektur, die unsere Städte – und in Sosnowskas Fall – Warschau zu bieten haben.
Die polnische Bildhauerin arbeitet sich sozusagen an der Funktionalität und Hässlichkeit städtischer Gebrauchsarchitektur ab. Damit ist sie erfolgreich: Sie hat den polnischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielt und wurde in renommierten Gegenwartskunst-Museen wie der Serpentine Gallery in London oder dem Schaulager in Basel ausgestellt.
Inspiration aus Warschaus Architektur
Jetzt also deformierte Gartentore im Saarlandmuseum. Ihre Antwort auf den kruden Architekturmix von Warschau, der von brutalistischer Sowjet-Architektur geprägt ist – aber eben nicht nur.
Kathrin Elvers-Svamberk vom Saarlandmuseum erklärt: „Gerade zu Beginn der 90er-Jahre hat sich in Warschau vieles verselbständigt. Es gab wenig Vorgaben, wenig Strukturen, sodass es einen gewissen Wildwuchs gab. Die Kuriositäten, das Absurde, das Groteske, das manchmal Kafkaeske, was sich dort entwickelte, ist das, was Monika Sosnowska besonders interessiert, was sie fotografiert.“
Fotografie als Grundlage für Skulpturen
Diese Fotografien, so Elvers-Svamberk, seien wiederum die Grundlage für kleinformatige Modelle, bei denen die Künstlerin beispielsweise ein vorgefundenes Gartentor oder eine alte Mark-Stellage befragt. Befragt und der Mark-Stellage mit schwerem Gerät an die Wäsche – in diesem Fall an die Rohre und Stahlstreben geht.
Schwere Maschinen formen Sosnowskas Kunst
„Und dann wird das Objekt, das man sozusagen nachgebaut hat, mit schwerem Gerät, mit hydraulischen Pressen und Gabelstaplern in diese eigenwilligen Formen gebracht, die Sosnowska sich vorher ausgedacht hat“, erklärt Kathrin Elvers-Svamberk.
Heraus kommen deformierte, wilde Gebilde, auf die der Betrachter seinen eigenen Reim machen kann. Manch einer hat in diesen Skulpturen schon eine riesige Spinne entdeckt.
Ästhetik und Zeitgeist der 60er-Jahre
„Es sind offensichtlich kleine Details, die man erkennt und die auf die Ästhetik, den Zeitgeist und das Schönheitsempfinden der 60er-Jahre verweisen", sagt Kathrin Elvers-Svamberk. Das seien vergessene Epochen, die trotzdem etwas über die Befindlichkeit und den Blick auf die Welt der Bevölkerung jener Zeiten aussagen, ebenso wie über die Menschen, die sich diese Gartentore angeschafft haben.
Poesie und Metaphern in Sosnowskas Skulpturen?
Das nennt Elvers-Svamberk dann Poesie, die in diesen Werken durchaus zu finden sei – was wiederum Ansichtssache ist. Man kann die Stahlskulpturen aber natürlich auch als Metapher für die untergegangenen Visionen der Moderne und der kommunistischen Ära in Polen verstehen. Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Leicht jedenfalls machen es einem diese sperrigen, stählernen Skulpturen nicht.
Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 17.03.2025 auf SR kultur.