Wie stärkt Sport das Gemeinschaftsgefühl?
im Interview: Jan Haut, Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes
2024 ist der Sommer ein richtiger "Sportsommer". Eine Großveranstaltung folgt auf die nächste. Und egal ob zur EM, Olympia oder der Tour de France: Überall sammeln sich begeisterte Sportfans. Welche Effekte das auf ein Land und den Gemeinschaftssinn haben kann, dazu wird an der Universität des Saarlandes geforscht.
Jan Haut ist Professor am Sportwissenschaftlichen Institut der Saar-Uni. Er beschäftigt sich mit der Wirkung von Sportgroßveranstaltungen auf die Gesellschaft. Im Kleinen schaffe das gemeinsame Sportschauen auf jeden Fall ein Gemeinschaftsgefühl, sagt er. Schließlich seien das Gelegenheiten, bei denen man mit Freunden, Familie und Nachbarn zusammenkommen könne.
Gelegenheit zum Austausch untereinander
Weiter seien diese Sportveranstaltungen Gelegenheit zum Austausch. So könne man den schönen Anlass im kleineren Kreis genießen. "Und auf einer größeren Ebene stellen natürlich Sportgroßveranstaltungen so eine Situation dar, in denen größere soziale Einheiten, Nationen, aber auch Regionen oder Städte symbolisch eine Einheit bilden können.", erklärt Haut.
Kurzzeitige Stärkung der Zugehörigkeit
Empirische Forschung zeige, dass es kurzzeitige Effekte seien, sagt Haut. Das bedeute, dass während Europa- oder Weltmeisterschaften eine kurzfristige Zugehörigkeit zu den eigenen Landsleuten entstünde. Bei sportlichen Erfolgen werde auch der Nationalstolz zeitweilig größer.
Das betreffe nicht nur die großen Fußballmeisterschaften. Jedoch schafften Tour de France und Olympia das auf einem anderen Niveau, sagt Haut. Denn die typischen Autokorsos würden bei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen eher ausbleiben. Jedoch seien Fußball-Großereignisse auch recht gut dokumentiert, während andere Sportereignisse bisher weniger erforscht seien.
Außenwirkung des Gastgeberlandes
Und neben der Gemeinschaft im eigenen Land bringen die Sportveranstaltungen auch noch eine gute Außenwirkung mit sich. Es sei eine Gelegenheit, bei der die Welt auf den Gastgeber schaue, sagt Haut. Das könne durchaus positive Effekte haben, aber die müssten nicht zwangsläufig bleiben. 2006 habe die Fußball-Weltmeisterschaft sicherlich für eine positive Außenwahrnehmung auf Deutschland gesorgt.
Bei der Europameisterschaft ist das etwas schwieriger. Zum Beispiel habe man da im Ausland festgestellt, dass der deutsche Personennahverkehr nicht so gut funktioniere, sagt Haut. Das seien aber keine dramatischen Negativschlagzeilen, die das Deutschlandbild nachhaltig verändern würden.
Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 11.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.