Das Saarland und seine Freibäder

Das Saarland und seine Freibäder

Reporter: Max Zettler/ Onlinefassung: Rebecca Lambert   05.08.2024 | 06:20 Uhr

Das Saarland bietet viel an Geschichte, Kultur und Sport. Und an so manchem unscheinbaren Ort fallen diese Punkte auch zusammen. Zum Beispiel in Dudweiler: Das Freibad feierte in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

In 100 Jahren kann sich einiges verändern. 1924 hieß das Saarland beispielsweise noch Saargebiet. Und das war das Jahr, in dem das Dudweiler Freibad zum ersten Mal seine Tore öffnete. Das bedeutet nicht, dass nicht schon vorher gebadet wurde, nur eben in Bächen und Flüssen.

Dreckige Badegewässer, saubere Schwimmbäder

Da die Region aber industriell geprägt war, seien die Bäche und Flüsse jedoch irgendwann verschmutzt gewesen, erklärt Jutta Haag vom Landesarchiv. Dadurch, dass die natürlichen Badegewässer nicht mehr sauber genug gewesen seien, wäre es notwendig geworden, Schwimm- und Freibäder zu bauen.

Schwimmbad für alle

Es gab auch Seebäder. Sie waren jedoch eher der feineren Gesellschaft zum Entspannen vorbestimmt. Und der Bau von Freibädern machte das Wasser allen zugänglich. Das sei besonders für die Arbeiter gut gewesen.

Denn die hätten nach der Einführung des Acht-Stunden-Tages mehr Freizeit gehabt, erklärt Haag. Die Freizeit hätte man dann mit Sport gefüllt. Deshalb hätten die Gemeinden mit dem Schwimmbadbau begonnen.

Prestigebau Friedrichsthal

In den Zwanzigern und vor allem den Dreißigern gab es dann einen regelrechten Boom an Freibädern im Saarland. Auch die Nationalsozialisten nutzten Schwimmbäder, um den 'Volkskörper' fit zu halten, sagt Haag. Ein Prestigebau ist da zum Beispiel das Freibad Friedrichsthal.

Das Bad habe das Olympiabad in Berlin zum Vorbild gehabt. Man habe da auch die gleiche Technik verbaut, um das Wasser umzuwälzen und zu reinigen. Schließlich habe das Olympiabad lange als eins der modernsten Bäder Europas gezählt, so Haag.

Wettkampfbahnen und Erlebnisbäder

Und im Laufe der Zeit, veränderten sich auch die Freibäder. Da Wettkämpfe immer beliebter wurden, wurden beispielsweise Schwimmbecken einheitlicher Länge - von 25 und 50 Metern Länge - eingeführt. Und ab den 90er Jahren kamen dann die Erlebnisbäder wie das Calypso in Saarbrücken oder Das Blau in St. Ingbert dazu.

Gleichzeitig gab es wegen immer höherer Energiekosten immer mehr Diskussionen in den Gemeinderäten, ob sich ein eigenes Freibad überhaupt noch lohnt. Solchen Diskussionen ist zum Beispiel das Freibad in Sulzbach zum Opfer gefallen.

Probleme nach der Pandemie

Und mit der Corona-Pandemie kam ein weiterer tiefer Einschnitt in der Geschichte der Freibäder im Saarland: Der eigene Pool ist in die Gärten eingezogen. Manchmal ist er nur ein überdimensioniertes Planschbecken, manchmal ist er ein eingefasstes Becken.

Haag sieht den Pooltrend jedoch kritisch. Schließlich sei der weit weg vom Schwimmbad für alle, sagt sie. Und eine Folge sei, dass jedes zweite Kind mit 10 nicht mehr richtig schwimmen könne.

Ein Thema aus der Sendung "Guten Morgen" am 05.08.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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