„Let’s go to work“ bringt Ukrainer auf den Arbeitsmarkt
Durch den Krieg in der Ukraine kamen viele gut ausgebildete Menschen ins Saarland. Gleichzeitig werden hier Fachkräfte dringend gesucht. Um diese beiden Seiten zusammenzubringen, hat der Saarbrücker Verein "Ukraine.Freunde.Saar" vergangenen Dezember das Programm „Let’s go to work“ – „Mir gehen schaffe“ gegründet. Eine Bilanz nach einem halben Jahr.
Viktoriia Bazhenova ist 47 Jahre alt und kommt aus der Ukraine. In ihrer Heimatstadt Dnijpro hat sie als Kinderpsychologin gearbeitet. Vor zwei Jahren kam sie mit ihrem jetzt zehn Jahre alten Sohn nach Saarbrücken. Und seit gut zwei Monaten ist das Hallenbad in Dudweiler ihr neuer Arbeitsplatz.
Bazhenova fand ihre Stelle durch das Programm „Let’s go to work“ des Vereins der "Ukraine.Freunden.Saar". Seit Dezember 2023 werden so arbeitssuchende ukrainische Flüchtlinge und Arbeitgeber, die händeringend nach Personal suchen, direkt zusammengebracht. Das Ergebnis nach einem guten halben Jahr: mehr als ein Dutzend unterschriebene Arbeits- und Ausbildungsverträge.
Auf der Suche nach Fachkräften
Viktoriias Halbtags-Job im Dudweiler Hallenbad ist eine Win-Win-Situation – denn auch ihre Chefin Gabriele Scharenberg-Fischer, Geschäftsführerin der Stadtwerke Saarbrücken Bäder GmbH ist froh, dass sie jemanden gefunden hat. Denn bereits seit langem habe man Probleme Personal für die Bäder zu finden. "Wir haben da auch sehr viele Anstrengungen unternommen, von Jobmessen über Ausbildung und allem, was sich eben anbietet, um geeignetes Personal zu finden", sagt Scharenberg-Fischer.
Dabei würde es als Arbeitgeber nicht mehr ausreichen eine Anzeige in einer Zeitung zu veröffentlichen und dann abzuwarten. Die Konkurrenz sei riesig und so müsste man als Unternehmen auf die Leute zugehen, die man haben wolle, so die Geschäftsführerin.
Unterstützung durch „Let’s go to work“
Das Programm ist dabei keine Konkurrenz zum Jobcenter, sondern ergänzend. Im besten Fall gibt es ein Match. Wie im Fall der Stadtwerke Saarbrücken Bäder GmbH.
Dass Unternehmen neue Wege gehen müssen, bei der Rekrutierung von Mitarbeitern – das sieht man auch beim St. Ingberter Unternehmen Peter Gross Bau so. Hier beginnt der 37-jähriger Ukrainer Andrii Haidarzhyi am 01. August eine Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachanstellten. Der 37-jährige aus Mikolajiw, der seit vergangenem November in Saarbrücken ist, war in der Ukraine Anwalt mit eigener Kanzlei.
Verein "Ukraine.Freunden.Saar" unterstützt
Nach einem Workshops der "Ukraine.Freunden.Saar" habe er verstanden, dass er nicht als Anwalt in Deutschland arbeiten kann. Dazu müsste er zuerst deutsches Recht studieren. Deshalb habe er beschlossen mit der Ausbildung zu beginnen. Qualifizierte Bewerber seien schwer zu finden, sagt Haidarzhyis künftige Chefin Simone Reiss. Deshalb war sie froh über die Bewerbung des 37-Jährigen. Die Sprachkenntnisse sind aus Reiss' Sicht weniger das Problem.
Hohe Lernbereitschaft im Unternehmen
"Und man muss auch sagen, dass da oft die Lernkurve in einem Umfeld, wo viele Muttersprachler unterwegs sind, also gerade eben im Betrieb an der Arbeitsstätte höher ist, als wenn dann ein Sprachkurs nach dem anderen belegt wird", so Reiss. Andrii Haidarzhyi und Viktoriia Bazhenova bemühen sich, auf dem deutschen Arbeitsmarkt vollständig anzukommen. Und so ist es Viktoriia Ziel eine unbefristete Stelle zu bekommen und Vollzeit zu arbeiten.
Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 11.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle