Protest gegen Tierversuche in Labor auf dem Campus der Saar-Uni
Im Science Park auf dem Saarbrücker Uni-Campus hat letztes Jahr ein neues Tierversuchslabor eröffnet. "Ärzte gegen Tierversuche" protestieren nun gegen dieses Labor. Ihre Kritik: Tierversuche seien überholt. Es gebe längst modernere Versuchsmethoden.
Rund anderthalb Millionen Tiere sind 2023 in Deutschland im Rahmen von Tierversuchen gestorben. Auch im Saarland werden Tierversuche durchgeführt – an der Universität des Saarlandes am Campus Homburg, in Unternehmen und auf dem Saarbrücker Campus, wo letztes Jahr die Firma SciVii-Labs ein neues Tierversuchslabor eingerichtet hat.
Immer wieder flammt die Debatte auf, ob Tierversuche überhaupt noch gemacht werden müssen. Im Saarland hat sich nun vor Kurzem eine Arbeitsgemeinschaft der Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“ gegründet – auch als als Reaktion auf das neue Tierversuchslabor in Saarbrücken.
Ärzte gegen Tierversuchslabor
Die Firma SciViiLabs forscht nach eigenen Angaben auf ihrer Internetseite im Bereich der Medikamentenentwicklung und Chemikaliensicherheit. Ein Interview zum Thema Tierversuchen hat die Firma auf SR-Anfrage abgelehnt. Das sei momentan nicht möglich.
Das neue Labor war jetzt Anlass für "Ärzte gegen Tierversuche" auch eine Arbeitsgemeinschaft im Saarland zu gründen. Ihnen gehe es in erster Linie um Aufklärungsarbeit, sagt Andreas Goldschmidt von der Arbeitsgemeinschaft. "Es geht darum, dieses Thema in die breite Öffentlichkeit zu bringen, damit sich jeder ein Bild machen kann." Man wolle darauf aufmerksam machen, "dass es weitaus modernere Forschung gibt" und "dass Tierversuche abgeschafft gehören."
Braucht es Tierversuche?
Beim Thema Tierversuche gehen die Meinungen weit auseinander. Gegner sagen: Man kann die Ergebnisse vom Tier nicht auf den Menschen übertragen. Außerdem gebe es mittlerweile Forschungsmethoden, die ohne Tierversuche auskommen.
In Deutschland müssen Medikamente allerdings bisher aber an Tieren getestet werden, bevor sie in die klinische Phase gehen und an Menschen getestet werden dürfen.
Die Regeln werden durch das Tierschutzgesetz und die Tierschutz-Versuchstierverordnung geregelt. Da gibt es das sogenannte 3 R-Prinzip. Das soll sowohl die Anzahl der Tierversuche minimieren und die Belastung für die Tiere klein halten – mit dem mittelfristigen Ziel, sie irgendwann dann komplett zu ersetzen.
Tierversuche als "letztes Mittel"?
Noch brauche es Tierversuche, sagt Roman Stilling von "Tierversuche verstehen", einer Initiative der deutschen Wissenschaft. Es gelte hierbei aber der Grundsatz, Tierversuche nur dann zu machen, wenn es keine andere Möglichkeit gebe, Forschung und Tests anders durchzuführen. "Das heißt: Tierversuche sind immer nur das letzte Mittel", so Stilling.
Man brauche Tierversuche aber, wenn Methoden, "wie zum Beispiel Organoide, also Zellsysteme, die man in einer Petrischale kultiviert, Computermodelle oder die Forschung direkt am Menschen" nicht ausreichend seien. "Das haben wir zum Beispiel, wenn komplexe Mechanismen untersucht werden sollen, also Organe und Organsysteme, die sich in solchen Modellen eben noch nicht hinreichend nachbilden lassen", sagt Stilling.
An welchen Tieren wird im Saarland getestet?
Im Saarland werden bei Tierversuchen fast vorwiegend Mäuse eingesetzt, aber auch Ratten, Hamster, Kaninchen, Schweine, Fische und Reptilien.
Insgesamt waren es 2023 knapp 17.000 Tiere im Saarland. Das sind die aktuellsten Zahlen. Die Zahlen aus dem neuen Labor sind noch nicht erfasst.
Die Ärzte fordern, dass mehr getan und geforscht werden muss, um Tierversuche ganz zu ersetzen. Das ist nach eigenen Angaben auch ein Forschungsbereich des SciVii Labors in Saarbrücken.
Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 28.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.