Examenswiederholung: Pflegeschüler im Lern-Stress

Die saarländischen Pflegeschüler müssen die komplette theoretische Abschlussprüfung nachholen. Der Grund ist, dass ein Lehrer die Aufgaben schon vorher an seiner Schule rausgegeben hatte. Nur trifft diese Nachprüfung nicht nur die zukünftigen Pflegefachkräfte dieser Schule, sondern alle Prüflinge. Die sind natürlich wenig begeistert.

Auf dem ganzen Esstisch liegen die Lernmaterialien. Bücher, Ordner und lose Zettel. Rafael Sausen aus Fischbach muss das alles in den nächsten zwei Wochen wieder wälzen.

Zusätzliche Belastung

Jede freie Minute nutzt der Familienvater zum Lernen. Zwei bereits bestandene Prüfungen muss er wiederholen. Das ist natürlich ärgerlich und es bedeutet immensen Stress, muss er doch während des Examens auch noch in seinem Lehrbetrieb arbeiten.

Außerdem starten bei seinen Kindern die Sommerferien. Die hatten sich den Start in die freie Zeit natürlich auch etwas anders vorgestellt. Nun ist Zeitmanagement gefragt. Aktivitäten mit der Familie, das eigene Vereinsleben – das muss nun erst mal zurückgestellt werden.

Alles nochmal auf Anfang

Die theoretische Pflegeprüfung ist in drei Teile unterteilt. Diese werden an drei aufeinanderfolgenden Tagen geschrieben. Da sei die Anspannung natürlich groß, sagt Rafael. Zumal es viel Stoff ist, den es zu lernen gilt.

In der relativ neuen generalistischen Pflegeausbildung sind gleich drei ehemals eigenständige Pflegeausbildungen zusammengefasst: die Altenpflege, die Krankenpflege und die Kinderkrankenpflege. Was abgefragt wird, ist den Prüflingen eigentlich nicht bekannt. Da muss man Glück haben.

Prüfungsinhalte waren durchgesickert

Die Streichung und Verschiebung der Theorieprüfung für alle Pflegeschüler begründet das Sozialministerium damit, dass einige die Aufgaben schon in den Sozialen Medien rumgeschickt hätten. Dadurch könnten auch alle Schülerinnen und Schüler vorher die Aufgaben gekannt haben, was die Prüfung entwertet.

Die Zahl der Pflege-Azubis ist seit Jahren im Saarland rückläufig, die Abbruchquote hoch. Viele der jetzigen Pflegeanwärter sehen sich am Limit. Verschiebungen wie jetzt bei der Theorieprüfung schaden da nur noch mehr.

Dabei hat es ja einen Grund, warum sie die Ausbildung angefangen haben. Rafael zum Beispiel kommt eigentlich aus dem Automobilsektor und hat sich mit Mitte 40 während der Pandemie für den neuen Berufsweg entschieden: "Mich hat Medizin und Pflege schon immer fasziniert. Es macht halt auch Spaß. Es ist anstrengend, aber die Individualität der Ausbildung, was du alles siehst, was du alles kannst später, und welche Verantwortung du auch später hast, das ist natürlich schon was, was einen kitzelt."

Rafaels Ausbildungsstation hat extra die Dienstpläne für ihn und seine Mitschüler in den kommenden zwei Wochen angepasst. Der 46-Jährige ist zuversichtlich, dass er die Prüfungen trotz aller Hürden schafft – muss ja irgendwie.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 09.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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