"Die Hütte gehört zu meinem Leben": Porträt Detlef Thieser

Detlef Thieser: Ein Leben mit der Völklinger Hütte

Reporterin: Kerstin Gallmeyer/Onlinfassung: Corinna Kern   02.06.2024 | 10:23 Uhr

1986 wurde der letzte Hochofen der Völklinger Hütte abgeschaltet. Damit ging nicht nur eine ganze Industrie-Ära zu Ende, sondern auch das Berufsleben hunderter Menschen. Viele haben ihr gesamtes Arbeitsleben in der Völklinger Hütte verbracht - so auch Detlef Thieser. Auch als Rentner kommt er mit seinen 87 Jahren noch jeden Tag zur Hütte.

Praktisch sein ganzes Arbeitsleben hat Detlef Thieser auf der Völklinger Hütte verbracht. Mit 14 Jahren habe er 1950 angefangen dort zu arbeiten. Vorausgegangen sei eine Prüfung mit 450 Bewerbern - 90 seien eigestellt worden. Darunter auch der heute 87-Jährige aus Völklingen.

"Die schlimmste Arbeit war die Kiesgrube"

In der Völklinger Hütte zu arbeiten - das war damals etwas Besonderes. Auch sein Vater war hier schon tätig. Doch Detlef Thieser hegte eigentlich einen ganz anderen Berufswunsch - Gärtner. Doch das habe er sich zu Hause nicht getraut zu sagen, so der Völklinger. Stattdessen machte er eine Lehre zum Schlosser.

Nach einem Jahr Unterbrechung weil der Korea-Krieg für Entlassungen sorgte, fing er in der Kranabteilung der Hütte an. Dort gab es zwar gutes Geld, doch die Arbeit war lang, schwer und gefährlich. "Die schlimmste Arbeit war die Kiesgrube. Dort wurde Stahl abgegossen, große Blöcke, die in Tieföfen wieder erhitzt wurden." Diese vier Jahre waren ein Martyrium gewesen.

Verbundenheit mit der Völklinger Hütte

Detlef Thieser fand schließlich eine neue Stelle: Als Fertigungsplaner in der Hartmetallabteilung. Dort blieb er, bis sein Berufsleben in den späten 1980er Jahren zu Ende ging. Doch seine Verbindung mit der Völklinger Hütte blieb.

Von 1995 an - nur kurz nach der Ernennung zum Weltkulturerbe - bis ins vergangene Jahr, führte der Völklinger Besuchergruppen durch die alte Industrieanlage. "Ich frage mich manchmal selbst - warum hängst du so an der Hütte dran", sagt Thieser.

Schaffen des Paradies' hinter der Kokerei

Am Ende wurde er doch noch zum Gärtner: Zusammen mit seiner Frau und anderen Gleichgesinnten legte er das heutige Paradies hinter der Kokerei an. Bis teilweise spät in die Nacht arbeiteten sie daran - bis es 2009 eröffnet wurde.

2023 verstarb Detlef Thiesers Frau - er selbst kehrt jeden Tag noch in die Hütte und das Paradies zurück. Denn "diese Hütte gehört zu meinem Leben."


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