Netzwerk Demokratie und Courage leidet unter Budgetkürzungen

Budgetkürzung beim Netzwerk "Demokratie und Courage"

Reporter: Maximilian Friedrich/Onlinefassung: Corinna Kern   10.04.2025 | 16:20 Uhr

In ganz Europa erstarken nationalistische Bewegungen. Doch gerade in dieser Zeit kommt ein wichtiger Baustein der Erinnerungsarbeit ins Wanken: das Netzwerk Demokratie und Courage. Weil der Bund Fördermittel gestrichen hat, ist es derzeit in mehreren Bundesländern - darunter auch im Saarland - handlungsunfähig.

Fast 80 Jahre ist her, dass der zweite Weltkrieg in Europa am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete. Der Ausspruch "Nie wieder" hat sich seitdem in die Köpfe vieler eingebrannt - auch durch eine aktive Erinnerungsarbeit, wie sie beispielsweise das Netzwerk Demokratie und Courage leistet.

Video [aktueller bericht, 10.04.2025, Länge: 3:04 Min.]
Fast alle Beschäftigten des Netzwerks „Demokratie und Courage“ entlassen

Arbeit des Netzwerkes steht still

Durch das Engagement des Netzwerkes konnten Schülerinnen und Schüler beispielsweise die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof bei Straßburg besuchen. Ein Ort, an dem die Nazis tausende Menschen grausam ermordet hatten. Auch Fahrten zum ehemaligen Gestapo Lager Neue Bremm in Saarbrücken organisierte das Netzwerk. Hier hatte das Nazi-Regime mindestens 82 Menschen ermordet.

Doch derzeit steht die Arbeit des Netzwerkes im Saarland still. Der Bund habe Ende letzten Jahres die Förderung zweier Projekte überraschend nicht erneut genehmigt, sagt Joshua Dirks, Vorsitzender des Netzwerks Demokratie und Courage Saarland.

Entlassung der Beschäftigten

Im Netzwerke hätten sieben Beschäftigte, die über Bundesebene gefördert wurden. verschiedene Projekte betreut, so Dirks. Die Folgeanträge seien nun nicht bewilligt worden und dementsprechend könnten auch ihre Arbeit im Netzwerk nicht fortführen. "Jetzt müssen wir sehen, wie wir Lösungen finden, damit wir die Arbeit hier fürs Saarland weiter am Leben halten können."

Alle sieben Beschäftigten haben also ihre Beschäftigung beim das Netzwerk verloren. Derzeit kann über Mittel des Landes beim Netzwerk nur eine Drittelstelle finanziert werden.

Budgetkürzung beim Netzwerk "Demokratie und Courage"
Audio [SR 3, Max Friedrich, 10.04.2025, Länge: 02:38 Min.]
Budgetkürzung beim Netzwerk "Demokratie und Courage"

Netzwerk wichtig für die Arbeit an Schulen

Im Bildungsministerium spricht man von einem harten Schlag - auch, weil das Netzwerk für Demokratie und Courage auch für die Arbeit an den Schulen wichtig sei, sagt die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot.

20 Fortbildungen zur Erinnerungsarbeit hat das Netzwerk im vergangenen Jahr angeboten. An Schulen waren es 39 Projekte und Fahrten. Und auch bei der Lehrkräfteausbildung sei zusammengearbeitet worden, so Streichert-Clivot will.

Land will Netzwerk stärker unterstützen

Die Bildungsministerin will, dass die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk weiter geht. In der Gesellschaft gebe es einen wachsenden Rechtsextremismus und starke Tendenzen zum Antisemitismus.

Das Land will nun seinerseits das Netzwerk für Demokratie und Courage soweit möglich stärker unterstützen. Derzeit sei man in Gesprächen - auch mit der Landeszentrale für politische Bildung. Die Hoffnung: Dass die Erinnerungsarbeit des Netzwerkes bald wieder weiter gehen kann.

Streichert-Clivot fordert, dass sich der Bund Gedanken darüber machen müsse, wie demokratiefördernde Initiativen unterstützt würden. Dabei müssten aus der Zivilgesellschaft heraus, auch junge Menschen dabei unterstützt werden.

Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 10.04.2025 auf SR 3 Saarlandwelle

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