Die Saarbrücker Praxis für Medizinische Grundversorgung

Die Saarbrücker Praxis für medizinische Grundversorgung

Reporterin: Lisa Betzholz-Weber/Onlinefassung: Dagmar Scherer   30.01.2025 | 16:00 Uhr

Wenn man krank ist, geht man zum Arzt. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse. Normalität für die meisten von uns – aber Zehntausende haben in Deutschland keine Krankenversicherung. In der Praxis für medizinische Grundversorgung in Saarbrücken wird ihnen trotzdem geholfen. Und die Nachfrage steigt.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes haben in Deutschland rund 60.000 Menschen keine Krankenversicherung (Stand 2019). Experten schätzen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt. Aber auch, wer nicht krankenversichert ist, braucht hin und wieder ärztliche Versorgung.

Eine Praxis, offen für alle

Die Diakonie in Saarbrücken unterhält für Menschen, die keine Krankenversicherung haben, eine Praxis für medizinische Grundversorgung. Acht ehrenamtliche Ärztinnen und Ärzte arbeiten derzeit in der Praxis.

Hier kann jeder hingehen, der ärztliche Hilfe braucht – und das ohne Termin. Jeden Mittwoch ab 9.00 Uhr ist die Praxis geöffnet. Ein Teil der Kosten trägt die Kassenärztliche Vereinigung, die restlichen Kosten werden über Spenden finanziert.

Weitere Infos: www.diakonie-saar.de

Ohne Versicherung, ohne Karte

Jährlich besuchen rund 600 Patienten die Praxis. Wohnungslose, Rentner, Geflüchtete – und sogar Kinder. Etwa ein Drittel der Patienten ist nicht krankenversichert, die anderen haben keinen Versicherungsnachweis dabei, aber ein akutes Problem.

So wie Andreas. Er hat eine Schnittverletzung am Fuß und braucht dringend einen Verbandswechsel. Seine Krankenkassenkarte hat seine Betreuerin. Er wird behandelt und von der Diakonie-Praxis aus wird dann die Versicherung angerufen, um die Versicherungsnummer zu erfragen. Damit kann die Praxis die Behandlung dann mit der Krankenkasse abrechnen – Alltagsroutine.

Patientenzahl hat sich vervierfacht

Chirurgin Dr. Marita Garth und Sprechstundenhilfe Stephanie Krisp arbeiten schon seit vielen Jahren gemeinsam in der Praxis für medizinische Grundversorgung. "Als ich vor 13 Jahren angefangen habe, hatten wir pro Sprechstunde fünf bis sechs Patienten. In den letzten anderthalb Jahren hat sich die Zahl vervierfacht", sagt Krisp.

Häufiges Problem: Beitragsschulden bei der Krankenversicherung

Es gibt in Deutschland zwar eine Versicherungspflicht für alle, deren Einkommen unter gut 6000 Euro im Monat liegt, aber immer mehr Menschen fallen durchs Raster. Häufige Gründe, weshalb Menschen keine Krankenversicherung haben, sind neben illegalem Aufenthalt und Wohnungslosigkeit auch hohe Beitragsschulden bei der Krankenkasse.

Werden Schulden bei der Krankenkasse nicht beglichen, werden medizinische Leistungen nicht mehr übernommen. Häufige Folge: Betroffene gehen, auch wenn sie krank sind, nicht mehr zum Arzt. Dem will die Praxis für medizinische Grundversorgung entgegenwirken.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 30.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle

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