Kritik an Baumersatz für Luxemburger City

"Citytrees" sollen Luft filtern und abkühlen

Reporterin: Lea Kiehlneker / Onlinefassung: Corinna Kern   30.09.2024 | 12:20 Uhr

Bäume spenden Schatten und sorgen gerade in den Sommermonaten für ein kühleres Klima in den Städten. Doch in Innenstädten können nicht überall Bäume gepflanzt werden. An solchen Orten testet die Stadt Differdange in Luxemburg sogenannte "Citytrees". Dabei handelt es sich um Holzkästen mit Moosplatten, die die Luft filtern und abkühlen sollen, wie ein gepflanzter Baum.

Differdange will bis 2030 klimaneutral werden, dazu sollen auch die sogenannten "Citytrees" beitragen. Dabei handelt es sich um rund drei Meter hohe, rechteckige Kästen. Hinter den Holzlamellen verbergen sich senkrecht vier grüne Moosplatten.

Kühleffekt durch "Citytrees"

Moos des Luxemburger Citytrees (Foto: SR/Lea Kiehlneker)

"Die Moose nehmen CO2 und Feinstaub auf, so dass die ganze Luft rundherum gesäubert wird", sagt André Gonderinger, der technische Leiter der Stadt. Die Moose würden bewässert und durch einen Ventilator werde die Luft nach außen geblasen, so dass ein Kühleffekt rund um die "Citytrees" entstehe.

Auf diese Weise sollen die Ersatz-Bäume deutlich mehr kühlende Wirkung haben als richtige Bäume.

Kritikpunkte am Baum-Ersatz

Claire Wolff von der Umweltorganisation Mouvement Ècologique sieht die Technologie dennoch kritisch. Neben der Ästhetik hätten richtige Bäume eine größere, höhere Funktion - und seien zudem wichtig für die Biodiversität. Bäume würden einen Lebensraum für Insekten und Vögel bieten. Das seien Funktionen, die ein Citytree nicht erfülle, so Wolff.

Auch als Schattenspender kann der Citytree wenig überzeugen. Außerdem benötigt er gleich mehrere Ressourcen: Strom, hundert Liter Wasser in der Woche und Geld. 80.000 Euro bezahlt die Stadt an die deutsche Herstellerfirma, um fünf Citytrees für ein Jahr zu mieten.

"Citytrees" kein Ersatz für richtige Bäume

Der stellvertretende Bürgermeister Tom Ulveling ist trotz der Kritik überzeugt von den "Citytrees". Denn nicht überall könne ein Baum gepflanzt werden. "Entweder haben Sie eine Straße, Kanäle oder technische Leitungen - wo es eben nicht geht, dass man Riesenbäume hinsetzt", sagt Ulveling.

Überall, wo es möglich ist, will die Stadt bestehende Bäumer erhalten, neue pflanzen und Grünflächen anlegen. Die "Citytrees" seien nicht da, um die richtigen Bäume zu ersetzen, sondern komplementär zu dem, was in der Natur wachse, sagt Ulveling.

Keine Planungen für "Citytrees" im Saarland

Saarländische Gemeinden planen mit solch einer Ergänzung bisher noch nicht. Die Stadt Neunkirchen schreibt auf Anfrage, Citytrees seien dort noch kein Thema. Den Städten Homburg und Saarlouis ist die Technologie bekannt und sie finden sie durchaus interessant, doch es gebe noch keine konkreten Planungen, sie einzusetzen.

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 30.09.2024 auf SR 3 Saarlandwelle


Mehr zu Stadtbäumen

Polizei sucht nach Augenzeugen
Unbekannte beschädigen 21 Bäume in Saarlouis mit einer Säge
In Saarlouis sind in der Nacht zum Sonntag in mehreren Straßen insgesamt 21 Bäume ab- oder angesägt worden. Die Stadt beziffert den Schaden auf rund 6000 Euro. Die Polizei sucht nach Zeugen. Zudem hat die Stadt eine Belohnung von 500 Euro für sachdienliche Hinweise ausgeschrieben.

Nach zwei Wochen
Alle "Klimabäume" in Neunkirchen vergriffen
Seit zwei Wochen konnten sich Menschen aus Neunkirchen für einen kostenlosen Baum für den heimischen Garten bewerben. Die Stadt hat das Anmeldungsverfahren jetzt wieder gestoppt - weil alle Bäume bereits vergriffen sind. Eine Fortsetzung ist bereits in Planung.

Kostenlose Bäume für den Vorgarten
Hausbaum-Aktion in Saarlouis geht 2024 weiter
In Saarlouis können sich Hausbesitzerinnen und -besitzer auch im kommenden Jahr wieder um kostenlose Bäume für den eigenen Vorgarten bewerben. Die Stadt hat zugesichert, dass sie das Projekt überwiegend mit eigenen Haushaltsgeldern weiterführen werde.

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja