Das Strafgefangenenlager Ban-Saint-Jean an der saarländischen Grenze

Das Strafgefangenenlager Ban-Saint-Jean an der saarländischen Grenze

Zehntausende Soldaten starben hier

Reporterin: Lisa Huth/ Onlinefasssung: Nadja Schmieding   30.08.2024 | 12:00 Uhr

Weniger als zehn Kilometer von der heutigen saarländischen Grenze entfernt, gab es ein Strafgefangenenlager, in dem vermutlich 23.000 Soldaten gestorben sind. Der "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Saar" hat es gemeinsam mit dem ansässigen Verein besichtigt.

Nichts erinnert hier an die schrecklichen Ereignisse zwischen 1941 und 1944. Trotzdem sind hier schlimme Verbrechen geschehen.

Das Leid der Soldaten

Nach den Recherchen des "Franko-Ukrainischen Vereins zur Anerkennung des Massengrabs am Ban-Saint-Jean" wurden hier 320.000 Soldaten durchgeschleust. Es war ein Zweiglager von Forbach und wurde "Stalag XII G Johannis-Bannberg" genannt.

Ban-Saint-Jean (Foto: Lisa Huth /SR)

Täglich hunderte Tote

Gebaut wurde das Militärcamp für 1.200 Menschen. Zeitweise lebten dort, auch unter freiem Himmel zusammengepfercht, bis zu 4.000 Männer zusammen. Wer arbeitsfähig war, musste in der Grube oder bei Bauern arbeiten. Versorgt wurden sie nicht. Die Soldaten gruben mit bloßen Händen die Erde auf, um Würmer zu finden, erzählt Didier Barth vom Verein. Sie aßen Gras. Viele verhungerten. Oder starben an Krankheiten. Nach den Recherchen des Vereins fanden täglich 150 Männer hier den Tod.

"Der Weg des Ivan": Wider das Vergessen

Einer, der überlebte, war der Russe Ivan. Sein Name steht auf einem französischen Straßenschild. Besucher können auf dem "Weg des Ivans" erfahren, was hier passiert ist damals. Der Weg ist gesäumt von Tafeln, auf denen versucht wird, die unmenschlichen Ereignisse anschaulich werden zu lassen. Es ist ein außerschulischer Lernort, der hier errichtet wurde, auch, um für den Frieden zu werben.

Hinweisschild zur Gedenkstele Ban-Saint-Jean (Foto: Lisa Huth /SR)

Mindestens die Hälfte der hier gestorbenen Soldaten, kam aus der Ukraine. Damit rückt die Vergangenheit schlagartig ins Hier und Jetzt. 23.000 Ukrainer sind hier gestorben.

Am Ende des Weges mit Ivan, Igor und Andreij steht ein zwei geteiltes Mahnmal. Links ist eine Inschrift auf Ukrainisch eingraviert, rechts auf Russisch, davor eine auf Französisch. Blau-gelbe Blumen finden sich links, rot-weiße rechts.

Bruno Doyen an der Gedenkstele am Ban-Saint-Jean (Foto: Lisa Huth /SR)

Der aktuelle Krieg findet auch dort einen Widerhall, aber der Verein will möglichst alle Politik von diesem Ort heraushalten. Ihnen ist es wichtig, die Geschichte aufzuarbeiten. Wünschenswert, da sind sich beide Vereine einig, wären mehr geführte Besichtigungen. Dafür fehlt aber leider noch das Geld.

Weitere Infos

Rundweg zum Gedenkort Ban-Saint-Jean
Gegen das Vergessen
Es gibt junge Leute, die finden es toll, an einem Samstagabend mit ein paar Kästen Bier zum Ban-Saint-Jean zu fahren und sich dort zu gruseln, während sie sich die Kanne geben. Lost Places nennt sich das in den Sozialen Medien. Die Menschen in den umliegenden Dörfern finden das gar nicht lustig. Allen voran Bruno Doyen.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 30.08.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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