Schaffhauser Kirche für Forschung vermessen

Schaffhauser Kirche für Forschung vermessen

Reporterin: Simin Sadeghi/Onlinefassung: Corinna Kern   19.03.2025 | 12:10 Uhr

Eine Woche lang wurde die Kirche "Zu den Heiligen Schutzengeln" in Schaffhausen mit modernster Technik vermessen. Für das Projekt „Kulturerbe Konstruktion“ waren Teams der renommierten Hochschulen in Aachen und Braunschweig vor Ort. Sie interessieren sich für das versteckte Stahlgerüst, das sich hinter der Fassade verbirgt.

An vielen Gebäuden, die einem im Alltag begegnen, läuft man gedankenverloren vorbei. Doch hinter einigen schlummert so mancher verborgene Schatz. So auch in Schaffhausen. Strahlend weiß sieht man die Kirche des Wadgasser Ortsteils schon von weiten. Modern im Bauhausstil mit schmalen, langen Fenstern und so gut wie keinem Pomp und Prunk. Von Innen ergibt sich ein ähnliches Bild. Ein großer Raum mit Bankreihe und Altar. Sonst sieht man wenig und gerade das ist das Besondere.

Vermessungsarbeiten durch Wissenschaftler

Eine Woche lang wurde die Kirche "Zu den Heiligen Schutzengeln" vermessen. Durchgeführt wurden die Vermessungsarbeiten von Wissenschaftlern der FH Aachen und der TU Braunschweig für ihr Projekt „Kulturerbe Konstruktion“.

Ihr Interesse: Das versteckte Stahlgerüst, das sich hinter der Fassade verbirgt und genau das sei das Besondere, sagt Kulturwissenschaftler Patrik Feltes, der sich für die Kirche engagiert.

Hochmoderne Bauweise in den 1930er Jahren

1934 wurde die Kirche gebaut. Damals war die Bauweise hochmodern, denn von überall hatten die Gläubigen direkte Sicht auf den Altar - dank des Stahlgerüstes. Dies ging mit der liturgischen Reformbewegung einher, die die Gemeinde näher an den Altar rücken wollte, sagt Anke Fissabre, Professorin an der FH Aachen. Die bis dahin gängigen Stützen im Kirchenschiff hätten dabei gestört. "Durch diese Stahlkonstruktion benötigte man keine Stützen mehr."

Das Kirchenschiff der Kirche zu den Heiligen Schutzengeln in Schaffhausen (Foto: SR/Simin Sadeghi)

Der Fachbegriff für solche Konstruktionen lautet Längsbinderkirche. Die Wissenschaftler vermuten, dass in Deutschland mehr als 100 Kirchen nach diesem Prinzip gebaut wurden. Vor allem im Ruhrgebiet – aber auch im Saarland. Unter anderem auch in Göttelborn und Sankt Wendel. Die Kirche in Schaffhausen sei für die Bauweise ein perfektes Beispiel, sagt Professorin Fissabre.

Stahl aus der Völklinger Hütte

Der Stahl sei damals aus der Völklinger Hütte gekommen. Auch für diese Zusammenarbeit zwischen Stahlunternehmen, Architekten und den Gemeinden interessiere sich die Forschung, so Fissabre.

Gut versteckt wurde das Stahlkonstrukt in den 30er Jahren gebaut und genau dort liegt das Problem - man sieht das Gerüst nicht. 90 Jahre alte Fotos und Pläne sind nicht immer eine verlässliche Quelle. Und deswegen hat das Team von Anke Fissabre und ein zweites Team der Uni Braunschweig eine Woche lang mit modernster Technik die Schaffhauser Kirche vermessen.

Millionen Messpunkte und Zustand ermittelt

Dabei sei unter anderem ein 3D-Scan von außen und von innen angefertigt worden. Durch mehrere Millionen Messpunkte konnte ermittelt werden, wo sich die Stahlträger genau befinden, sagt Kulturwissenschaftler Patrik Feltes.

Auch der Zustand der Stahlträger, der Decke und des Daches wurde untersucht. Am Ende sollen die Untersuchungen nicht nur zeigen, in welchen Zustand die Kirche ist, sondern auch ihre architektonische Bedeutung zeigen – auch für den Fall, dass sie vielleicht irgendwann säkularisiert wird – heißt verkauft und nicht mehr als Kirche genutzt wird.

Wahrung eines schlummernden Schatzes

Für Feltes ist die Kirche ein schlummernder Schatz, der langsam gehoben wird. Und vielleicht dafür sorgt, dass die Schutzengelkirche in Schaffhausen noch lange bestehen bleibt.


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