Und der Müll hängt in den Bäumen
Verschmutzte Uferzonen im ganzen Saarland
Etwa einen Monat nach dem gewaltigen Hochwasser im Saarland, ist vielerorts davon nichts mehr zu sehen. Der Sperrmüll aus den überfluteten Kellern ist abtransportiert, die Sandsäcke weggeräumt. Aber bei den Überflutungen wurde auch viel Unrat freigesetzt, der sich jetzt an den Bächen und Flüssen wiederfindet. So zum Beispiel am Ufer der Saar. Doch niemand scheint hier anpacken zu wollen.
Das Saarufer bei Rilchingen-Hanweiler. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung. Doch wenn man genauer hinsieht, stellt man fest: An den Bäumen hängt überall Plastik, Toilettenpapier und anderer Abfall. In den Sträuchern findet man Styropor und selbst im Boden liegt fest getretenes Papier.
"Das ist ein Gemisch – zum einen aus den Hausabwässern, die übergelaufen sind, zum anderen werden wahrscheinlich auch verschiedene Kläranlagen überflutet worden sein", vermutet Bliesgau-Ranger Michael Kessler. Hinzu komme all das, was sich so in den Gärten angesammelt habe. Und er befürchtet, dass auch Heiz- und Dieselöl in den Fluss gespült worden sein könnte. "Was man hier sieht ist wirklich erschreckend."
Gegenüber, auf der anderen Saarseite, liegt der französische Ort Wölferdingen. Auch dort sieht die Situation nicht anders aus. Schon von Weitem kann man die Verschmutzungen sehen.
Hunderte Kilometer verschmutzte Gewässerufer
So wie hier sehe es an fast an jedem Flussufer im Saarland aus – von der Saar bis zur Blies bis zur Theel und der Prims, sagt der Bliesgau-Ranger. Das seien hunderte Kilometer von Flussufern – und überall Müll. Was das allein für die Vogelwelt bedeute, möchte er sich eigentlich gar nicht vorstellen. "Das ist fatal."
Besonders Sorgen bereiten Kessler die Klärschlämme, die es aus den Kläranlagen gespült hat. Das sei in seinen Augen Sondermüll, der auch für den Menschen gefährlich werden könnte. Er befürchtet Schwermetalle und auch Rückstände aus der Medizin. "Das liegt jetzt hier überall im Land verteilt", sagt er.
Jemand muss den ersten Schritt machen
Um die Fließgewässer zu säubern, müssten sowohl das Bett als auch der Uferbereich gereinigt werden. Laut Michael Kessler schieben die hierfür zuständigen Akteure die Verantwortung hin und her – vom Umweltministerium über das Schifffahrtsamt bis zu den Kommunen und den Eigentümern selbst. Dabei müsse nur mal jemand den ersten Schritt machen und anpacken. Der Ranger würde sich wünschen, dass in dieser Situation alle zusammenarbeiten. Schließlich gehe es alle an.
Dafür wären aber auch viele Ehrenamtliche nötig. Dass dieser Plan nicht unbedingt realistisch ist, weiß Kessler selbst. Tue sich allerdings weiterhin nichts, blieben die Fluss- und Bachufer im ganzen Saarland mit Girlanden behangen – aus Plastik, Klopapier und alter Unterwäsche.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 21.06.2024 auf SR 3 Saarlandwelle