Wie aus einer Idee ein Verlag und eine erfolgreiche Krimireihe wurde
Was macht eigentlich ein Mensch, der gerne schreibt und viel zu erzählen hat, aber keinen Verlag findet? Er gründet einen Verlag. Das zumindest hat vor gut zehn Jahren ein junger Mann aus Marpingen-Berschweiler gemacht. Inzwischen hat er mit seinen Romanen um die Familie Jupp Backes Kultstatus erlangt.
2013 hat Daniel Recktenwald den Arturo-Verlag gegründet – benannt nach seinem Großvater. Der Verlag wird nach wie vor als Familienunternehmen geführt - zeitweise sogar von der Mutter aus der Küche heraus, und immer in enger Absprache mit dem Sohn, der inzwischen seit Jahren in München lebt.
Den Anfang machten Reiseberichte. Am 01. Dezember 2014 erschien dann der erste Roman von Daniel Recktenwald, der sich als Autor Dany R. Wood nennt. Ein Krimi mit einer Familie im Mittelpunkt, die im fiktiven Hirschweiler lebt. Eine saarländische Familie namens Backes, bestehend aus Jupp, Inge und Oma Käthe. Inzwischen habe seine Familie Backes weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus eine feste Fangemeinde, was ihn natürlich sehr freue, erzählt Recktenwald.
"Schuld" war die Mutter
"Schuld" daran, dass es diese Reihe überhaupt gibt, ist Mutter Recktenwald, die den damals arbeitslosen Sohn anspornte, ein Buch über eine saarländische Familie zu schreiben. Und Daniel begann zu schreiben.
Heimlicher Star der Backes-Krimis und auch seine Lieblingsfigur ist dabei Oma Käthe. Sie ist schon ewig 81, hat Haare auf den Zähnen und mischt das fiktive und recht verschlafene Hirschweiler genauso auf wie das mondäne Sylt. Dort hat sie im Jubiläumsjahr des Arturo-Verlags sogar eine eigene Reihe und einen pensionierten Kommissar als Altersliebe bekommen und das hat Daniel Recktenwald und dem Arturo-Verlag jede Menge neue Kunden eingebracht. "Für den „Nur Norbert malte blauer“ hatte ich über 2000 Vorbestellungen - darunter auch viele Sylt-Leser", erzählt er.
Familie Backes erobert das Land
Zu seinem Künstlernamen Autor Dany R. Wood hat ihm eine Agentur geraten. Und noch zu vielem mehr. Das mit dem Namen hat er befolgt, das andere zum Glück nicht. Denn nach Meinung der Agentur sollte er lieber Küstenkrimis schreiben oder solche vom Tegernsee, aber bloß nicht das Saarland als Schauplatz wählen. Aber Menschen von hier sind ja gerne mal ein bisschen stur - und der Erfolg gibt ihm recht. Inzwischen gibt es mit „Nur Norbert malte blauer“ bereits den achten Band über seine Familie Backes und er hat es auf obere Plätze in der Cosy-Crime und Comedy-E-Book-Liste geschafft.
Die Romane aus dem Nordsaarland haben alle etwas altbacken anmutenden Cover und Titel mit leicht altmodischen Vornamen. Am Anfang habe ihm das überhaupt nicht gefallen, gesteht Daniel Recktenwald. Aber bei der Entscheidung über Titel und Cover hat er von Anfang an seine Freunde einbezogen, die klassischen Erstleser – und inzwischen gibt es dazu regelrechte Challenges, also Wettbewerbe, auf Social Media.
E-Book-Variante ist der Umsatzbringer
Als es 2014 los ging, gab es die Backes-Romane nur auf Papier, also als klassisch gedrucktes Buch. Aber Daniel Recktenwald hat sehr schnell die Vorteile des E-Books erkannt. Das sei heute sein "Umsatzbringer", sagt er. Für ihn als Selfpublisher mit dem eigenen Verlag sei es einfach auch sehr schwierig, seine Bücher im Handel zu platzieren. "Du brauchst Verlagsvertreter, die einfach die Kontakte zum Buchhandel haben." Die E-Book-Variante könne er quasi vom Wohnzimmersofa aus hochladen "und schwuppdiwupp können sich das Tausende das Buch kaufen."
Aber auch, wenn die digitale Version der Umsatzbringer des Arturo-Verlags ist, betreibt Recktenwald trotzdem weiterhin und intensiv auch regionales Marketing.
Buchtipp
Danny R. Wood
"Nur Norbert malte blauer"
Arturo-Verlag
ISBN-13 : 978-3910688032
Preis: 13 Euro
E-Book: 2,79 Euro
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 04.12.2024 auf SR 3 Saarlandwelle