Saarbrücker Schreibwarenladen wird zur Genossenschaft

In den nächsten zwei Jahren steht in der Region bei über 2.000 Familienunternehmen ein Generationenwechsel an, hat die Mittelstandsforschung Bonn ermittelt. Doch was tun, wenn es keinen Nachfolger gibt? Eine Möglichkeit wäre eine Genossenschaft. Was tun, wenn es für das eigene Unternehmen keinen Nachfolger gibt? Eine Möglichkeit wäre eine Genossenschaft. Beate, Inhaberin des Schreibwarenladens "Roterfaden", hat sich zusammen mit ihren beiden Mitarbeitern für diesen Weg entschieden.

Seit 2006 führt sie den Schreibwarenladen in Saarbrücken. Jetzt sucht sie eine Unternehmensnachfolge. Dabei will Beate nicht vollständig nicht in Ruhestand gehen. Sie möchte einfach nicht mehr alleine die Chefin sein. Zusammen mit ihren beiden Mitarbeitern Milena und Nils will sie nun eine Genossenschaft gründen.

Verantwortung auf mehreren Schultern verteilen

Die Idee dazu hat sich über die Zeit entwickelt - und mit dem Wunsch nach Sicherheit, auch in der Zukunft. Dafür ist sie bereit, Verantwortung abzugeben. "Ich habe einfach das Gefühl, dass das ist ein guter Schritt ist", sagt sie. Der ausschlaggebende Punkt sei dabei für sie gewesen, dass Nils und Milena seit Ewigkeiten im Unternehmen seien. Es gibt also einfach ein gegenseitiges Vertrauen.

Mit dem neuen Geschäftsmodell kann Beate sicher sein, dass der Laden auch weiter läuft, auch wenn sie nicht ständig verfügbar ist. Und für Milena und Nils ist es die Möglichkeit, noch mehr dafür zu sorgen, dass ihr Arbeitsplatz erhalten bleibt. "Wir sind dann alle drei Chefs, aber ich würde eher sagen: Es gibt keinen Chef mehr", so Nils. Entscheidung sollen möglichst im Konsens getroffen werden.

Das Prinzip ist ganz und gar nicht neu. So arbeiten beispielsweise die Reifeisenbanken schon seit 150 Jahren als Genossenschaften. Und auch Beates Schreibwahrenladen ist kein Einzelfall.

Genossenschaften - ein demokratisches Modell

Ob Taxiunternehmen, Bäcker oder Industriezulieferer - die Arbeitskammer ist überzeugt: Eine Genossenschaft als Unternehmensnachfolge könne im Prinzip für nahezu alle Betriebe sinnvoll sein - sofern die Mitarbeiter bereit sind, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen.

Für Frederik Moser von der Arbeitskammer es es zudem ein demokratischer Gegenentwurf zu den oftmals starren Unternehmenshierarchien. Die Basis entscheide dann beispielsweise über die Arbeitsbedingungen, aber auch über Investitionen. Das sei ein ganz großer Unterschied zu traditionellen Unternehmensformen - und ein sehr wichtiger, auch mit Blick auf die Demokratie in unserer Gesellschaft. "Genossenschaften können ein wesentliches Instrument sein, um den Menschen wieder eine demokratische Selbsterfahrung näher zu bringen", sagt er.

Arbeitskammer für mehr Information seitens des Wirtschaftsministeriums

In Ländern wie Italien sind Genossenschaften weiter verbreitet als bei uns im Saarland. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums sind es gerade mal 56. Das liege unter anderem auch der der geringen staatlichen Unterstützung, sagt Jonas Boos von der Arbeitskammer. Es gebe im Saarland leider keine konkreten Ansprechpartner dafür - auch nicht im Wirtschaftsministerium. Dabei sei das Wirtschaftsministerium eigentlich die richtige Stelle, um über Genossenschaft als Unternehmensform, den Transformationsprozess und vor allem auch die Möglichkeit als Unternehmensnachfolge zu informieren.

Die fehlenden Informationen hatten auch den Transformationsprozess für Beate schwer gemacht. Aber nach fast einem Jahr darf sich ihr Landen "Roterfaden" voraussichtlich noch in diesem Sommer als Genossenschaft bezeichnen.

Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 23.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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