Nachruf auf Françoise Hardy
Mit 17 wurde sie über Nacht zum Star in Frankreich. Mit 18 Jahren hatte Francoise Hardy schon über zwei Millionen Platten verkauft. Die Französin war in den 60er und 70er Jahren einer der beliebtesten Sängerinnen Frankreichs und bekannt in ganz Europa. Internationale Stars wie Bob Dylan oder Mick Jagger verehrten sie. Nun ist sie im Alter von 80 Jahren verstorben.
Auch wenn Francoise Hardy seit Mitte der 70er Jahre kaum noch live auftritt, hat sie fast nichts von ihrer Berühmtheit eingebüßt. Erst letztes Jahr veröffentlichte sie ihr 28. Studioalbum, das in Frankreich Gold-Status erlangte. Nun ist die französische Sängerin nach Angaben ihres Sohnes im Alter von 80 Jahren verstorben.
Ein Nachruf von Sabine Wachs:
„Ca c’est ma croix, c’est ma croix »
Es ist ein Kreuz mit diesem Lied, lachte Francoise Hardy mehr als 50 Jahre nachdem sie mit Tous les garcons et les filles über Nacht zum Star wurde. Am 28. Oktober 1962 wurde das Chanson als Pausenfüller im Fernsehen gespielt, während Frankreich auf das Ergebnis des Referendums über die Direktwahl des Präsidenten wartete. Allein bis Ende des Jahres verkaufte sich die Single fünfhunderttausend Mal.
Zum Abitur ihre erste Gitarre
Die Liebe zur Musik, erzählt die Sängerin, packte sie als Teenagerin. Im Radio hörte sie Popmusik, kaufte sich die Partitur eines Brel-Chansons und bekam zum Abitur ihre erste Gitarre:
„Meine Mutter hat meinen Vater angerufen und ihm erzählt, dass ich mein Abitur bestanden habe und er mir doch etwas schenken sollte. Ich habe dann gezögert, ob ich lieber ein Radio, oder eine Gitarre möchte. Warum ich mich für das Instrument entschieden habe, weiß ich nicht, aber es war eine wegweisende Entscheidung.“
Dreisprachige Sängerin mit zarten Balladen
Anfangs waren es ihre zarten Balladen, leichte Liebeslieder, die Francoise Hardy den Erfolg brachten. Sie sang nicht nur auf Französisch, sondern auch auf Englisch und als ehemalige Germanistik-Studentin natürlich auf Deutsch:
Ihre hochgewachsene androgyne Figur, ihre langen, blonden Haare, ihr puppenhaft schönes Gesicht machten sie zur Stil-Ikone der 60er Jahre.
Sie modelte unter anderem für Yves Saint Laurent oder den spanischen Modeschöpfer Paco Rabbane, der für sie ein aufsehenerregendes Kleid aus Metallplättchen entwarf:
„Damals war ich mir meines Aussehens überhaupt nicht bewusst. Auch darüber nicht, dass ich telegen war. Es ist ein großes Plus, wenn du singen willst. Nicht immer, aber es macht schon den Unterschied.“
Verehrt von Bob Dylan und Mick Jagger
Es dauert nicht lange und die junge Hardy machte sich einen Namen unter den ganz großen Künstlern Frankreichs, wird zum Star des Yéyéyé, der französischen Popmusik. Serge Gainsbourg schreibt ihr 1968 den Hit Comment te dire adieu, mit dem sie es wieder in die deutschen Charts schaffte. Seit 1981 war sie mit dem französischen Musiker Jaques Dutronc verheiratet und auch wenn beide schon lange nicht mehr zusammenlebten, zusammen singen konnten sie immer.
Nicht nur die Franzosen verfielen Francoise Hardy. Auch von großen internationalen Künstlern wurde sie verehrt. Allen voran von Bob Dylan, den Hardy während eines seiner Konzerte in Paris traf:
„In der Pause kam jemand zu mir und sagte, ich soll in seine Garderobe kommen, sonst würde er nicht weiterspielen. Ich kam da rein und war völlig geschockt. Er sah aus, wie ein Vampir, gelblich und mit viel zu langen Nägeln.“
Keine Auftritte wegen Lampenfieber
Sie gab ihm einen Korb. Francoise Hardy war eine Frau, die genau wusste, was sie wollte – und was nicht. Mitte der 70er Jahre beschloss sie, wegen ihres Lampenfiebers keine Konzerte mehr zu geben. Seit dem war sie nur noch selten live zu sehen. Ihrem Erfolg tat das aber nur wenig Abbruch.
Noch als sie schon schwer an Krebs litt produzierte sie Musik. 2018 erschien ihr letztes Album. Personne d’autre – auf deutsch Niemand Anderes. Darin erzählt sie mit poetischen Texten von ihr und ihrem Leben. Und dazu gehörte für sie unweigerlich auch der Tod.
Kein Abschiedslied zum Abschied
„Ich habe mich immer mit Spiritualität beschäftigt und glaube fest daran, dass der Tod die Befreiung des Geistes ist. Aber das Lied, Le Large, könnte auch von einem Seemann handeln, der aufs Meer fährt und seinem Sohn sagt, ich fahre in die Weite, alles wird gut.“
Kein Abschiedslied, sagte Francoise Hardy damals, kein Abschiedsalbum. Und doch ist es genau das geworden.
Ein Thema in der Sendung "Bunte Funkminuten" am 12.06.2024 auf SR 3 Saarlandwelle