Erinnerungskultur an Schulen durch Namensgebung

Erinnerungskultur an Schulen

Reporterin: Johanna Hitschler // Onlinefassung: Gina Schwan   25.01.2025 | 10:00 Uhr

Montessori, Willi Graf oder Eric Carle - Bestimmte Schulnamen häufen sich immer wieder. Nicht nur der Geschichtsunterricht erinnert gegen das Vergessen, sondern auch die Schulnamen. SR 3-Reporterin Johanna Hitschler hat zwei Schulen im Saarland besucht.

Am Montag ist es 80 Jahre her, dass das Lager in Auschwitz befreit wurde. Da kann schon mal die Frage aufkommen, was junge Menschen eigentlich noch über das Dritte Reich wissen. Der Geschichtsunterricht greift die Thematik immer wieder auf, aber nicht nur das. Auch in Schulnamen pflegen Schulen im Saarland und bundesweit die Erinnerungskultur. Das hat eine Studie im Auftrag des KiKas jetzt herausgefunden.

Warum sind Schulnamen so wichtig?

Schulnamen sind zentral für die Erinnerungskultur. "Einerseits wird natürlich durch den Namen, das Leben und Wirken und Schaffen einer Person an deren Schicksal erinnert. Andererseits ist natürlich die Namensgebung auch ein Bekenntnis zu den Werten, für die die Person steht", sagt Jennifer Ehrhardt, Co-Autorin der Studie. Damit lege man ein Bündel an Wertvorstellungen fest, das man den nächsten Generationen mit auf ihren Lebensweg gebe. Die Uni Gießen hat ihm Rahmen der Studie herausgefunden, dass 40 Prozent der Schulen einen Namensgeber oder eine Namensgeberin hatten.

Maria Montessori auf Platz eins

Nicht nur bundesweit, sondern auch im Saarland ist Maria Montessori auf Platz eins, wenn es um die Namensgebung der Schulen geht. Im Saarland folgen darauf dicht auf Platz zwei und drei Albert Schweitzer und die Geschwister Scholl.

In saarländischer Erinnerungskultur auch Willi Graf

Aber auch der gebürtige Saarländer und Widerstandskämpfer der Weißen Rose Willi Graf ist im Saarland in der Erinnerungskultur präsent. So zum Beispiel am Willi Graf Gymnasium in Saarbrücken. Bundesweit habe es der Widerstandskämpfer in keine andere Top 10 geschafft, so Ehrhardt. Dafür seien im Saarland aber geich mehrere Personen repräsentiert, die für Werte wie Zivilcourage und Humanität stehen. "Ich glaube, das ist in unseren gegenwärtigen Zeiten ganz besonders wichtig", sagt die Co-Autorin der Studie.

Nicht nur im Namen präsent

Betritt man das Willi Graf Gymnasium in Saarbrücken sieht man, dass der Widerstandskämpfer nicht nur im Namen der Schule präsent ist. Im Eingangsbereich befinden sich mehrere Tafeln, die an die Jugend und das Leben von Willi Graf erinnern.

 (Foto: SR/Johanna Hitschler)

Die Schule besuche jährlich die Gedenkfeier für Willi Graf, erzählt der Schulleiter Stefan Kilz. Das Vermächtnis von Willi Graf sei wichtig. "Willi Graf hatte den Mut, sich gegen das NS-Regime aufzulehnen und Widerstand zu leisten. Und in der heutigen Zeit brauchen junge Menschen Vorbilder und aus dem Grund ist es wichtig, an diese Zeit nochmal zu erinnern und auch Projekte, Aktivitäten gegen Rassismus, gegen Rechtsextremismus zu machen", so der Schulleiter.

Schulleiter Stefan Kilz mit Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 bis 12 (Foto: SR/Johanna Hitschler)
Schulleiter Stefan Kilz mit Schülerinnen und Schüler der Klasse 6 bis 12

Zudem kommt Juliane Baetz, die Tochter des Neffen von Willi Graf, einmal im Jahr vorbei und spricht mit den Schülerinnen und Schülern über ihn. Gemeinsam gehen sie an sein Grab und bringen ihm auch Briefe mit.

Eric-Carle-Schule in Mainzweiler

Auch die Eric-Carle-Schule in Mainzweiler kämpft gegen das Vergessen. Sie ist eine Einrichtung der Lebenshilfe, eine "Förderschule geistiger Entwicklung". Eric Carle hat damals in aller Form zugestimmt, dass die Schule nach ihm benannt werde. Zur Taufe, 2001, war er sogar selbst da.

Schulleiter Sascha Mechenbier und Lehrkraft Sabine Stock von der Eric-Carle Schule Mainzweiler (Foto: SR/Johanna Hitschler)
Schulleiter Sascha Mechenbier und Lehrkraft Sabine Stock von der Eric-Carle Schule Mainzweiler

Vor vier Jahren ist er gestorben. Aber die Bindung zur Schule habe bis zum Schluss gehalten, sagt Sascha Mechenbier, der Schulleiter. Im Schulgebäude gebe es einige Originale von Eric Carle, die er ihnen unterschrieben zugesandt habe, weil sie die Eric Carle Schule sind, so Mechenbier.

Das Buch des Namensgeber dürfte jeder kennen. Zumindest in Mainzweiler wissen die Schülerinnen und Schüler alle, welches Buch gemeint ist: Die kleine Raupe Nimmersatt.

 (Foto: SR/Johanna Hitschler)
Schulleiter Sascha Mechenbier und Lehrkraft Sabine Stock von der Eric-Carle Schule Mainzweiler

Ein Thema in "Guten Morgen" am 25.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.

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