Neustart nach dem verheerenden Pfingsthochwasser
Drei Geschäfte, drei Umzüge
Das Pfingsthochwasser hat im Saarland hunderte Häuser zerstört und Schäden von mehreren hundert Millionen Euro angerichtet. Viele Menschen mussten ihre Häuser oder Wohnungen verlassen und konnten erst viel später wieder zurückkehren. Auch viele Geschäfte im Saarland kämpfen bis heute mit den Folgen des Hochwassers und die Angst vor dem nächsten Hochwasser ist geblieben.
Neustart im Nachbarhaus
An Pfingsten sei in der Buchhandlung alles voller Wasser gewesen, sagt Katja Rohles. Sie arbeitet seit elf Jahren bei Bücher König in Neunkirchen und erinnert sich: "Die Tür ging nicht mehr auf, die Bücher waren unter Wasser und eine Schlammbrühe im Laden."
Und die Folgen des Hochwassers dauern bis heute an. Im Keller laufen immer noch die großen Trocknungsgeräte rund um die Uhr. Sie sollen verhindern, dass die Feuchtigkeit aus dem Keller in die Buchhandlung hoch steigt und die Bücher im Laden wellig werden lässt.
Die Trocknungsgeräte laufen auf eigene Kosten. Der Vermieter des Ladenlokals sitzt in Russland und kümmert sich nicht. Deshalb wurde beschlossen, mit der Bücherei umzuziehen - in ein benachbartes Gebäude. Und der neue Vermieter hat dort auch schon Vorkehrungen getroffen. Der Stromverteiler wurde aus dem Keller verbannt und die Buchhandlung wird nicht den Keller, sondern den ersten Stock als Lager nutzen.
Von der Blies ins Saarparkcenter
Auf der Straßenseite gegenüber hatte Thomas Itt sein Schuhgeschäft. Auch bei ihm liefen die Wassermassen durch den Laden und auch er musste umziehen. Sein Schuhgeschäft ist jetzt im Saarparkcenter, nur wenige hundert Meter vom ursprünglichen Laden entfernt.
Eine Rückkehr mit seinem Geschäft an den alten Standort ist für ihn derzeit keine Option. Die Räume sind immer noch zu feucht. Und auch die Angst vor einem möglichen nächsten Hochwasser ist immer noch da.
Das neue Ladenlokal liegt hochwassergeschützt im zweiten Obergeschoss des Einkaufszentrums. Das alte lag direkt an der Blies und damit in einer sogenannten roten Zone für die Versicherungen. Beim Hochwasser an Pfingsten habe seine Elementarschutzversicherung zwar gegriffen, aber danach habe die Versicherung den Vertrag gekündigt, sagt Itt. Eine entsprechende neue Versicherung zu bekommen, sei sehr schwierig. Das Schuhgeschäft habe seinen Standort 40 Jahren an der Blies gehabt, doch dieses Hochwasser sei ein Jahrtausendhochwasser gewesen.
Zwischenlösung im Industriegebiet
Ortswechsel nach Lebach. In die Buchhandlung von Anne Treib ist durch das Hochwasser auch Öl eingedrungen und hat alle Bücher zerstört. Auch sie musste mit ihrem Geschäft umziehen. Bei einem befreundeten Fußbodenleger hat sie als Übergangslösung für sich und ihre Bücher einen neuen Platz gefunden. "Holzwurm trifft Bücherwurm. Ich finde, das trifft es halt ziemlich gut", sagt sie. Der Laden habe eine schöne Atmosphäre, auch wenn er nur eine "Notunterkunft" sei. Die Lage im Industriegebiet sei nun mal etwas anderes als ein Geschäft in der Innenstadt.
Eine Rückkehr in das alte Ladenlokal ist für Anne Treib keine Option. Der Vermieter renoviert das Gebäude zwar, die Angst vor dem nächsten Hochwasser ist aber zu groß.
Anne Treib wird in den nächsten Monaten aus der "Notunterkunft" in ihren neuen Laden ziehen. Dieser liegt etwas außerhalb der Innenstadt an einem kleinen Hügel. Dort wird es dann nur noch Bücherwürmer geben und hoffentlich kein Wasser.
Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 04.11.2024 auf SR 3 Saarlandwelle