Diversity-Tag: Alltag im Rollstuhl

Alltag im Rollstuhl: Kampf mit Hindernissen

Nicole aus Neunkirchen nimmt uns mit

Reporterin: Corinna Kern/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   28.05.2024 | 09:20 Uhr

Selbst einkaufen gehen oder mal eben Geld bei der Bank abheben: Für viele von uns ist das ganz selbstverständlich. Doch für Rollstuhlfahrer hört da häufig ein selbstbestimmtes Leben auf. Rollstuhlfahrerin Nicole hat uns ihren Alltag gezeigt - und der ist oft beschwerlich.

Nicole aus Neunkirchen sitzt im Rollstuhl. Sie hat uns mitgenommen und uns gezeigt, mit wieviel Hürden sie in ihrem Alltag zu kämpfen hat.

Geld abheben- keine Chance!

Alleine Geld abheben - für Nicole ist das ein unüberwindbares Hindernis. "Es scheitert schon alleine da dran, dass man nicht einmal an den Automaten drankommt, um seine eigene Geheimzahl selbst einzutippen."

Der Bildschirm der Geldautomaten ist zu hoch, die Schrift zu klein und der Kartenschlitz für Menschen mit motorischen Einschränkungen nicht erreichbar. "Du musst dir dann wirklich Hilfe einfordern und das ist halt schon ein bisschen befremdlich." Man müsse ja jemandem dann auch seine Geheimzahl sagen, obwohl man das doch eigentlich gar nicht wolle. Aber anders sei es einfach nicht möglich, sagt sie.

Man muss dauernd um Hilfe bitten

Das ständige Hilfe einfordern in ganz alltäglichen Situationen ist belastend für die 33-Jährige. Es schränkt ihr selbstbestimmtes Leben ein. Von Menschen ohne Handycap werde das gar nicht so wahr genommen, sagt sie. "Das finde ich so schade an der ganzen Gesellschaft."

Gefahrenquelle Bürgersteig

Doch es ist nicht nur das Abheben von Geld, das den Alltag von Nicole oft beschwerlich macht. Auch beim Einkaufen gibt es Probleme. Denn auf dem direkten Weg zum Eingang des nächstgelegenen Supermarkts hört der Bürgersteig auf dem Gelände einfach auf. Die Neunkircherin muss mit ihrem Rollstuhl über die Straße fahren. Eine heikle Gefahrensituation: Der Rollstuhl kann wegrutschen und in Schieflage geraten. Dann noch die Gefahr durch die fahrenden Autos. Viele Autofahrer achten nicht auf Rollstuhlfahrer.

Fehlendes Miteinander: "Ich bin kein Gegenstand"

Als Mensch im Rollstuhl mache man leider immer wieder schlechte Erfahrungen, sagt Nicole. Zum Beispiel, als sie im Restaurant darum gebeten hat, dass man ihr das Essen vorschneidet. Die Reaktion des Kellners sei niederschmetternd gewesen, sie habe sich gefühlt wie ein Tier, sagt sie.

Sie wünscht sich einen freundlicheren Umgang und mehr Wertschätzung: "Es kommt wirklich auf den Mitmenschen an, ob die dich als - sag ich jetzt mal - als Gegenstand sehen oder als Mensch. Wir sind trotz unseres Handicaps immer noch normale Menschen, aber wir werden nicht von jedem Mitmenschen so behandelt.“


Der Diversity-Tag auf SR 3


Inklusion und Vielfalt
Diversity-Tag auf SR 3: „Gemeinsam sind wir Vielfalt“
Wie lebt es sich mit einer Behinderung? Und wie ist es um die Inklusion bei uns bestellt? Diesen Fragen wollen wir am Diversity-Tag nachgehen - und zwar anhand von ganz konkreten saarländischen Lebensgeschichten.

Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 28.05.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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