Wissenschaftlerin Anna-Lena Huber und ein junger Forscher bei der Bodenentnahme (Foto: SR)

Auf der Suche nach neuen Antibiotika-Wirkstoffen

Reporter: Herbert Mangold/Onlinefassung: Corinna Kern   13.07.2023 | 12:20 Uhr

Antibiotika sollen kranken Menschen helfen. Doch sie werden unwirksamer, weil sich immer öfter Resistenzen bilden. Forscher suchen deshalb nach neuen Wirkstoffen. Zur Unterstützung dieser Arbeit gibt es das Bürgerprojekt "Microbelix". Das Besondere daran: Laien können Bodenproben selbst entnehmen und an die Wissenschaftler schicken - auch im Saarland.

Wenn nichts mehr hilft, dann helfen oft sie: Antibiotika. Doch ihr häufiger Einsatz führt auch dazu, dass sich immer öfter Resistenzen bilden. Forscher sind deshalb auf der Suche nach neuen Wirkstoffen. Das Bürgerprojekt "Microbelix" setzt dazu auf die Unterstützung aus der Bevölkerung im Saarland. Es sollen Bodenproben aus der Natur entnommen und den Wissenschaftlern dann zur Auswertung geschickt werden.

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Bei dem Projekt geht es darum, neue Funde in relativ unberührter oder geschützter Natur zu machen, denn der Boden enthält viele Bakterien.

Suche nach Bakterien

Im Forscherset des Bürgerprojekts ist alles für die Entnahme dabei. Eine Anleitung für die Laien-Forscher gibt es von Anna-Lena Huber, Wissenschaftlerin am Helmholz-Institut für Pharmazie in Saarbrücken. Das Institut betreibt das Projekt gemeinsam mit der Naturlandstiftung Saar.

Wer sich beteiligen möchte
www.hips.saarland

Für die Entnahme einer Bodenprobe muss der Boden etwas gelockert werden. Die entnommenen Proben kommen dann zum Helmholz-Institut nach Saarbrücken und werden dort von Forscherin Huber aufbereitet.

Die eingereichten Bodenproben kommen dafür in eine Glas-Schale mit einem besonderen Nährboden und mit Keimen, um die Bakterien auf Wirksamkeit zu testen.

Lange Forschungszeit für neue Antibiotika

Die Skepsis, gegenüber von Laien entnommenen Proben, habe sich als unbegründet herausgestellt, so Daniel Krug vom Helmholz-Institut für Pharmazie Saarbrücken. Sie seien vergleichbar mit denen, die die Forscher entnehmen.

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Und die Chancen auf spannende Funde stehen nicht schlecht. "Neue Bodenbakterien finden wir immer, sehr häufig sogar neue Wirkstoffe", sagt Huber. Es sei jedoch ein langer Weg, bis diese bei Menschen eingesetzt werden könnten. Denn die Nebenwirkungen sollten so gering wie möglich gehalten werden und die Optimierung der Wirkstoffe brauche Zeit.

Antibiotikaforschung nicht lukrativ

Ein Problem bei der Forschung ist, dass die Industrie mittlerweile wenig Interesse an der Entwicklung neuer Antibiotika habe, sagt Anna-Lena Huber. "Geforscht wird eigentlich immer, allerdings ist für die Pharmaindustrie das Geschäft mit der Antibiotikaforschung nicht lukrativ, weil sie damit kein Geld verdienen können."

Deshalb möchte man mit Hilfe von Bürgerforschern und Projekten wie "Microbelix" neue Wirkstoffbakterien entdecken. Das spart nicht nur Kosten bei der Entwicklung, sondern soll auch helfen, dass sich mehr Menschen für die Wissenschaft interessieren.

Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 13.07.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

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