Briefmarken erzählen Geschichte

Briefmarkensammeln - das ist ein Hobby, das doch hin und wieder belächelt wird. Dabei erzählen Briefmarken oft Geschichten. Jürgen Priebe aus Saarwellingen erklärt, wie man aus den kleinen Märkchen Informationen über die Vergangenheit erhält.

Für die meisten ist es nur ein kleines Stück Papier - die Briefmarke. Früher wurde sie noch häufig gesammelt. Aber das ist aus der Mode gekommen. Dabei kann man aus einer Briefmarke so viel ablesen, erklärt Jürgen Priebe, der Landesvorsitzende der saarländischen Briefmarkensammler.

Sammeln und Wissenschaft

Damit müsse man zwischen Briefmarkensammlern und Philatelisten unterscheiden, sagt Priebe. Denn während die Sammler die Marken ausschneiden und in einem Album sammeln, setze sich der Philatelist mit der Briefmarkenkunde auseinander. Philatelie sei nämlich eine Wissenschaft. In dieser suche man sich ein Thema aus und arbeite daran. So erforscht man besipeilsweise einzelne Marken im Detail oder verfolgt die Wege verschiedener Marken.

Nur eine Marke sammeln?

So macht Priebe das auch: Seit 45 Jahren sammelt er eine einzige Marke: die erste 2-Mark-Marke der Deutschen Reichspost von 1875. Von knapp 19 Millionen, die damals ausgegeben worden seien, gebe es aktuell vielleicht noch 15.000, sagt er. Davon ist auch etwa die Hälfte in seinem Besitz.

Und seine Sammlung ist preisgekrönt. So hat er bei der Weltmeisterschaft in Korea vor zehn Jahren die Vermeil-Medaille gewonnen. Das ist in der Philatelie die Zwischenstufe zwischen Silber und Gold. Kein Wunder, denn Priebe weiß auch fast alles über seine Marke.

Nachhaltiges Wissen

Dieses Wissen ist für ihn der eigentliche Gewinn. Klar könne er auch googeln, sagt Priebe. Jedoch sei das Wissen, dass er sich so aneigne nachhaltiger, weil man schnell gegoogelte Dinge auch schnell vergessen könne.

Was alles in der Briefmarke steckt

Priebe kann von entwerteten Briefmarken viel ablesen. So habe er eine interessante Marke. Die stamme aus Böhmen und Mähren, sei aber erst in Friedrichsthal im saarländischen Kreis Neunkirchen gestempelt worden, sagt er. Das bedeute, dass jemand - vielleicht ein Soldat oder ein Handelsreisender - sie mit sich geführt haben müsse, als er ins Saarland kam.

So werden die Briefmarken durch ihre Entwertung zu kleinen Geschichtsbüchern. Sie enthalten Informationen über Zeit und Menschen, Geographie und eben Geschichte. Und das nicht nur auf den Abbildungen. Alle Briefmarken, die vor 1900 herausgegeben worden seien, seien beispielsweise aus anderem Papier gefertigt, erklärt Priebe. Vor 1900 sei das Papier noch nicht genormt gewesen, deshalb könne man auch aus Getreide hergestelltes Birefmarkenpapier finden.

Werterhalt der Briefmarken

Aber nicht nur Wissen steckt in Priebes Sammlung, sondern auch Geld, weshalb er sie liebevoll als "Aktie des kleinen Mannes" bezeichnet. Wenn man mit Sinn und Verstand kaufe, bekomme man beim Sammeln etwas zurück, sagt er. Briefmarkensammeln sei ein Hobby, das seinen Wert erhalte. Schließlich bleiben teure Birefmarken teuer. Die teuersten auf der Welt, die rote und die blaue Mauritius, sind über acht Millionen Euro wert.

Ein aussterbendes Hobby?

Trotzdem scheint es so, als ob die Philatelie aussterbe. Im Saarland gibt es noch etwa 300 organisierte Sammler. Priebe möchte nicht der letzte Landesvorsitzende der saarländischen Briefmarkensammler sein, sagt er. Deshalb wünscht er sich, dass interessierte Jugendliche nachkommen. Denn Sammler könne es vielleicht noch geben, aber immer weniger, die sich intensiv mit der Geschichte der Marken auseinandersetzen wollten. Und dann ginge das Wissen verloren.

Ein Thema aus der Sendung "Guten Morgen" am 11.05.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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