Startchancen-Förderung: Wozu wird sie genutzt?

Mehr Geld für Brennpunktschulen

Reporterin: Lisa Krauser/ Onlinefassung: Dagmar Scherer   13.01.2025 | 07:53 Uhr

In Deutschland läuft es mit der Bildung nicht wirklich gut. Die Bundesregierung hat deshalb ein milliardenschweres Förderprogramm für Schulen mit besonders großen Herausforderungen aufgelegt. Im Saarland profitieren 55 Schulen davon. Die meisten sind noch bei der Planung, an einigen haben zusätzliche Fachkräfte schon ihre Arbeit aufgenommen.

In der letzten PISA-Studie waren die deutschen Schülerinnen und Schüler so schlecht wie noch nie. Vergangenes Jahr hat die Ampel-Regierung in Berlin deshalb das Startchancenprogramm aufgelegt. Es ist ein Förderprogramm für so genannte Brennpunktschulen, also Schulen, die mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen haben.

Es gibt Kinder, die häufig im Unterricht fehlen, Kinder, die in Armut leben, die Zuhause keinerlei Unterstützung erhalten, Kinder, die nur schlecht oder gar kein Deutsch sprechen - das sind nur einige der Probleme, mit denen die Schulen umgehen müssen. Lehrerinnen und Lehrer können diese Probleme alleine nicht lösen. Sie brauchen Unterstützung. Und genau da setzt das Startchancenprogramm an. Im Fördertopf - der auf zehn Jahre angelegt ist - stehen 20 Milliarden Euro bereit, um beispielsweise Sozialarbeiter, Schulpsychologen oder Erzieher an die Schulen zu holen, aber auch für bessere Ausstattung und Projekte, die den Unterricht verbessern sollen.

55 Schulen im Saarland haben Zugang zum Fördertopf

Im Saarland sind es 55 der insgesamt 320 Schulen, die Geld aus diesem Topf erhalten. Seit Anfang Januar läuft das Programm langsam an. Die meisten Schulen sind noch in der Planung, welche Unterstützung sie konkret brauchen und über welchen Träger sie gehen. Einige Schulen haben jedoch schon erste Fachkräfte mit dem Mitteln aus dem Födertopf eingestellt.

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So zum Beispiel die Bachschule, eine Grundschule in Neunkirchen. Hier unterstützen jetzt eine Sozialarbeiterin und eine Erzieherin die Lehrkräfte - und die Unterstützung ist dringend nötig. Denn über 40 Prozent der Kinder, welche die Bachschule besuchen, hätten zuvor keinen Kindergarten besucht, sagt Schulleiter Uwe Sander. Viele der Kinder seien in der Schule dann richtiggehend überfordert, wüssten gar nicht, was hier von ihnen verlangt werde, so Sanders. Mit dem neuen Personal sollen die Grundlagen geschaffen werden, damit die Kinder vom Unterricht auch wirklich profitieren können.

Mehr Geld für Brennpunktschulen
Audio [SR 3, Lisa Krauser, 13.01.2025, Länge: 03:28 Min.]
Mehr Geld für Brennpunktschulen
In Deutschland läuft es mit der Bildung nicht wirklich gut. Die Bundesregierung hat deshalb ein milliardenschweres Förderprogramm für Schulen mit besonders großen Herausforderungen aufgelegt. Im Saarland profitieren 55 Schulen davon.

Die Schüler wieder in den Unterricht bringen

Auch die Herbert-Binkert-Gemeinschaftsschule in Güdingen gehört zu den Schulen, die Fördermittel erhalten. Hier ist eines der großen Probleme, dass viele Schülerinnen und Schüler gar nicht zum Unterricht erscheinen. Rund ein Drittel des Schuljahres seien sie nicht anwesend, sagt Schulleiter Matthias Römer. An der Gemeinschaftsschule wurde deshalb nun eine Sozialarbeiterin eingestellt, die sich gezielt um die Kinder und Jugendlichen kümmern soll, die der Schule oft fernbleiben. Welchen Weg sie wähle, damit die Schüler wieder in den Unterricht kommen, müsse sie von Fall zu Fall abwägen, sagt Römer. Manchmal helfe eine Anzeige beim Ordnungsamt, ein andermal das Gespräch mit den Eltern. Nicht alle Schüler würden einfach nur schwänzen. Bisweilen seien es auch die Eltern, die Bildung nicht für wichtig erachteten oder aber wollten, dass die Kinder und Jugendlichen zuhause helfen.

"Das Startchancenprogramm ist eine willkommene Hilfe, aber es löst natürlich nicht die grundlegenden Probleme, die wir hier haben", sagt Schulleiter Römer. Und damit steht er nicht allein. Das Programm ist zwar eines der größten Bildungsprogramme, die es in Deutschland je gegeben hat, aber wenn in einer Klasse zu viele Kinder Deutsch-Probleme oder Lernschwierigkeiten haben, dann stoßen die Lehrer im Unterricht einfach an ihre Grenzen. Und ob alle Schulen, die Unterstützung nun bezahlen könnten, auch die entsprechenden Fachkräfte finden, ist fraglich. "Alle fischen im selben Personalpool - Kitas und Schulen - und dieser Pool ist nicht gerade gut gefüllt", so Max Hewer von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

Ein Thema aus der Sendung "Guten Morgen" am 13.01.2025 auf SR 3 Saarlandwelle.

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