Eine Zeitreise auf dem Alt-Saarbrücker Friedhof

Der Alt-Saarbrücker Friedhof ist ein besonderer Ort. Er erzählt von alten Zeiten und wird von Fans liebevoll gepflegt. SR-Reporterin Katja Preißner hat einige von ihnen getroffen - bei einer Führung zum Thema "Friedhöfe - Lesebuch der Stadtgeschichte".

Das Utensil, das Stefan Schön bei seinen Ausflügen zum Alt-Saarbrücker Friedhof immer dabei hat, ist eine Wasserwaage. Damit könne er zeigen, dass die Postamente immer noch im Lot seien - und das zum Teil nach über 100 Jahren, sagt er.

Postamente sind die Sockel der kunstvollen Grabmale und Statuen, die viele Gräber des Alt-Saarbrücker Friedhofs zieren. Denn hier liegen die wichtigen Personen aus früheren Zeiten: Bürgermeister, Industrielle, Pfarrer der Ludwigskirche.

Leider liegen viele Grabmale hinter dem Sockel. Jemand hat sie umgestürzt. Schön vermutet, dass dies von der Stadt oder einem Beauftragten der Stadt gemacht wurde, denn "was schon liegt, kann nicht mehr fallen." Dabei zeigt die Wasserwaage, dass viele Sockel noch perfekt waagerecht sind – womöglich seit 1851, dem ersten Jahr des Friedhofs.

Bestlage für die ViPs

Bei der Führung mit dabei ist auch die Gartenhistorikerin Stella Junker-Mielke. Sie rät den Teilnehmerinnen und Teilnehmer, auf die Gräber an den Mauern zu achten.

Das seien die Bestlagen gewesen und demzufolge seien dort Begüterten und Bekanntesten beigesetzt worden, sagt sie. "Man hat die Mauern um die Städte herum gezogen und wenn du nicht wohlhabend oder nicht bekannt genug warst, dann wurdest Du eben nach wie vor außerhalb dieser städtischen Mauer bestattet."

Prächtiges, das freigelegt wurde

Der Alt-Saarbrücker Friedhof ist zwar schon lange außer Betrieb, aber mit seinen hohen Bäumen und der verfallenen Pracht der Grabstätten ist er etwas ganz Besonderes. Rainer Knauf zeigt auf ein Mäuerchen. "Hier zum Beispiel ist eine Einfassung aus Terrazzo freigelegt worden, am Rand sogar mit kleinen Mosaiksteinchen als Randsaum. Ich kenne ja wirklich viele Friedhöfe europaweit, aber sowas ist mir noch nicht begegnet", sagt er. "Wir vermuten, dass das möglicherweise auch ein Terrazzofabrikant war, der quasi diese Einfassung auch als Ausweis seiner Tüchtigkeit und seines Schaffens geschaffen hat. Denn Selbstdarstellung, Repräsentation war ja zu dieser Zeit absolut „in“."

Ein Verein im Einsatz

Vielleicht werden Stefan Schön, der Mann mit der Wasserwaage, und sein Helferkreis noch mehr freilegen. Er gründet gerade einen Verein, der sich ehrenamtlich um den Alt-Saarbrücker Friedhof kümmert. Das heißt auch Gartenarbeit. Brennnesseln und Brombeeren roden und alles beseitigen, was die Gräber stört oder gefährden könnte.

Denkmalschutz-Gesetz - ein "stumpfes Schwert"

Anders ginge es auch nicht, sagt Markus Otto, Architekt und Städtebauer im Ruhestand. Otto leitet auch das frisch gegründete Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im Saarland. Das Denkmalschutz-Gesetz sei heutzutage ein "sehr stumpfes Schwert", sagt er. "Man sieht ja heute, dass das Denkmalschutz-Gesetz so gestaltet ist, dass alle, die Gebäude abreißen wollen, das auch tun können."

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 06.05.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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