Müssen Arten neu benannt werden? Die Diskussion um den "Hitler-Käfer"

Vom "Hitler-Käfer" bis zum "Lebachia Pessiosa"

Reporterin: Katja Preißner/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   31.05.2024 | 08:00 Uhr

Die Diskussion um die Benennungen in der Nazizeit hat nun auch die Tier- und Pflanzenwelt erreicht. Müssten der "Hitler-Käfer" und der "Mussolini-Falter" nicht umbenannt werden? Und nach welchen Kriterien erfolgen solche Namensgebungen überhaupt?

In der Wissenschaft ist eine Diskussion um umstrittene Tiernamen entflammt. Da geht es zum Beispiel um einen kleinen, braunen Käfer names "Anophthalmus hitleri". Doch wer entscheidet überhaupt, wie eine neue Art benannt wird?

Wer erfindet die Namen der Arten?

Thomas Schneider, Leiter der SAKA, der Saarländischen Akademie für Artenkenntnis, erklärt, dass die Autoren, die die neu entdeckten Arten für die Wissenschaft beschreiben, auch für die Namen verantwortlich sind.

Ist eine Umbenennung überhaupt möglich?

Eine Umbenennung sei im Grunde dann nicht mehr möglich, sagt der Experte. Es gebe eine Festlegung, einen Code, ein internationales Regelwerk, wie eine Art beschrieben werden sollte. Und da diese in der ganzen Welt gleich sei, müsse sie ihren einmal erhaltenen Namen auch behalten.

Darüber ist sich auch die Fachwelt einig und deshalb wurde es auch von internationalen Gremien abgelehnt, dass beispielsweise der "Hitler-Käfer" umbenannt wird.

Gibt es saarländische Namensgeber?

Auch im Saarland finden sich Personen, nach denen eine Art benannt wurde. Zum Beispiel die Barschart "Paul Mülleri" oder auch einige Falter-Arten, die ihren Name von Professor Gustaf de Lattin erhalten haben. Und auch saarländische Orte sind Namensgeber.

"Lebach" für urzeitliche Fische und Pflanzen

Lebachia Piniformis (Foto: Wikimedia Commens)

Besonders Pflanzen und Fische wurden nach Lebach benannt. In der Urzeit gab es nämlich zwischen Rümmelbach und Bad Kreuznach ein kleines Binnenmeer. Aus dieser Zeit seien noch Fossilien erhalten, die Lebach in ihrem Namen tragen, sagt Richard Wagner vom Historischen Verein Lebach.

Die "Lebachia Pessiosa" beispielsweise. Ein Schachtelhalm, der damals bis zu 30 Meter hoch wurde. Oder der "Lebachia piniformis", der älteste Nadelbaum überhaupt, der bekannt sei, so Wagner.

Lebacher Ei (Foto: Historischer Verein Lebach)

Überreste aus Lebach findet man in Museen in der ganzen Welt - sogar in New York. Und natürlich in Lebach im Rathaus. Und auf dem "Haifisch-Pfad" bei Rümmelbach können Wanderer in die spannende Welt der Tiere und Pflanzen von damals eintauchen.

Ein Thema in "Guten Morgen" am 31.05.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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