Anti-Rassismus-Tanzworkshop an Blieskasteler Schule

Tanzprojekt gegen Rassismus an Blieskasteler Schule

Reporter: Max Zettler / Onlinefassung: Raphael Klein   10.07.2024 | 16:00 Uhr

Kurz vor den Sommerferien finden an ganz vielen Schulen im Saarland Projektwochen statt. Eine Schule in Blieskastel hat sich da was besonderes ausgedacht: Hier lernen die Schülerinnen und Schüler nämlich einen Anti-Rassismus-Tanz.

Großes Gewusel in der Turnhalle des von der Leyen-Gymnasiums in Blieskastel. Etwa zwanzig Schülerinnen und Schüler üben hier den "Lindy Hop" und den "Lindy Charleston". Synchron zur Swingmusik quietschen die Turnschuhe auf dem Parkett. In den Gesichtern: Volle Konzentration - und Schweiß. Denn viele neue Tanzschritte müssen einstudiert werden: Triplesteps, Rocksteps...

Tanz imitiert "den Alltag der Schwarzen in der Sklaverei."

Wie bei vielen anderen Tänzen versteht man von Rocksteps und Triplesteps wenig, wenn man frisch reinkommt. Bei den Schülerinnen und Schülern läuft es aber sehr gut. Sie machen die Schritte schnell nach. Die Projektgruppe tanze Lindy Hop und Lindy Charleston, weil beide Tänze sowieso sehr verwandt sind und teilweise ineinander übergehen, erklären die beiden Tanzlehrer.

Die Schritte ähneln denen vom Jive oder dem Boogie Woogie. Und beides hat Geschichte, wie Katharina Weber erklärt. Sie ist eine der Tanzlehrerinnen der Tanzschule Srutek. "Viele Figuren und Bewegungen imitieren den Alltag der Schwarzen in der Sklaverei." Und das, was man mit den Jugendlichen erarbeite, sei "hautnah das, was gespürt wurde und gefühlt wurde, während die Leute dort sehr leiden mussten."

Wurzeln im Blues

Ähnlich wie beim Blues. Der ist aus den Worksongs der US-amerikanischen Sklaven entstanden. Und auch ähnlich wie beim Blues ist die weiße Bevölkerung irgendwann darauf angesprungen. Das hat für die Zeit zu überraschend durchmischten Partys geführt, wie Federico Puma erzählt. Er ist ebenfalls Tanzlehrer.

"Man wollte sich auch so ein bisschen lösen vom Alltag und von Finanzkrise und was es nicht alles es gab. "Und in den 30ern, 40ern eine gemischte Tanzfläche zu haben", das wäre eigentlich undenkbar gewesen, so Puma. Doch der Lindy Hop habe es dann möglich gemacht.

Durch Tanzen entsteht Gemeinschaft

Schüler tanzen in der Turnhalle des Von der Leyen-Gymnasiums in Blieskastel (Foto: SR/Max Zettler)

Lindy Hop und Lindy Charleston sind von Grund auf Paartänze. Zwischendrin wechseln die Schülerinnen und Schüler ihren Tanzpartner aber hin und wieder. Dann tanzt auch mal ein Mann mit einem Mann oder eine Frau mit einer Frau oder ein Schüler mit einem Lehrer - die machen nämlich auch bei dem Projekt mit.

Das sei anfangs Gewöhnungssache gewesen, erzählt Schülerin Lena . Doch nach und nach lerne man, sich anzupassen. So sei letztlich eine Gemeinschaft entstanden. Für ein Tanzprojekt in der Schule ungewöhnlich: Die Gruppe besteht locker zur Hälfte aus Männern.

"Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"

Die Schülerinnen und Schüler machen das nicht nur für sich. Am 10. Juli steht noch ein großes Schulfest an, wo sie Lindy Hop und Lindy Charleston offiziell auf's Parkett bringen.

Passend dazu möchte das von der Leyen-Gymnasium während der Veranstaltung auch seine seit Jahren bestehende Selbstverpflichtung zum Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" erneuern. Wie das funktioniert, erleben die Schülerinnen und Schüler im Tanzkurs wortwörtlich hautnah.

Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 10.07.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.

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