50 Jahre "Fairtrade" im Saarland
Dass Waren und Produkte fair hergestellt und gehandelt werden, dafür steht das sogenannte "Fairtrade"-Siegel. Im Saarland feiert das Siegel dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Was hat sich seit der Einführung getan?
Ein schwarzes Figürchen auf blauem und grünem Grund - das ist das Fairtrade-Siegel. Es kennzeichnet fair gehandelte Import-Produkte wie zum Beispiel Kaffee, Tee oder Schokolade. Dieses Konzept wird 2023 im Saarland 50 Jahre alt. Was hat sich seitdem getan und was heißt fairer Handel eigentlich?
Faire Arbeitsbedingungen und soziale Projekte
Heike Zimmermann von der Fairtrade Initiative Saarland klärt auf: "Die Produzenten bekommen einen gerechten Preis, von dem sie leben können. Darüber hinaus geht es darum, dass es keine Kinderarbeit gibt und dass das meiste Bio angebaut wird, um unsere Umwelt zu schützen." Hinzu komme auch eine soziale Prämie. Das bedeutet, die Produzenten können mit ihren Einnahmen auch ihr Gemeindewesen unterstützen, zum Beispiel Schulprojekte.
Garantierter Mindestpreis für Erzeuger
Die Fairtrade-Organisation setzt sich dafür ein, dass die Produzenten von Kakaobohnen, Bananen oder Tee im sogenannten globalen Süden - der schließt grob Afrika, Südamerika und Asien mit ein - einen Mindestpreis über dem Weltmarktpreis bekommen.
Wenn also ein Sack Kaffeebohnen auf dem Weltmarkt einen Euro kostet, sorgt Fairtrade dafür, dass die Produzenten mehr als einen Euro dafür bekommen.
Der Mindestpreis sorge für Planungssicherheit bei den Bauern, sagt Peter Weichardt, der für die Initiative gerade in Ecuador arbeitet. Beispielsweise beim Kaffee "gehen die Preise hoch und runter, und wenn dann die Preise sehr niedrig sind, dann können die Bauern häufig den Kaffee nur zu einem Preis verkaufen, der unter dem Herstellungspreis ist."
Vom kleinen Stand zur Fairtrade-Stadt
1973 wurden auf der "Welt der Familie"-Verbrauchermesse zum allerersten Mal fair gehandelte Produkte verkauft. Ein Jahr später eröffnete der erste "Weltladen" in Saarbrücken, welcher ausschließlich Fairtrade-Produkte angeboten hat.
Angefangen habe es im Grunde mit einem kleinen Fairtrade-Stand auf einem kleinen Biomarkt, sagt Ingrid von Osterhausen. Damals hätten noch die meisten Menschen gefagt: Was ist das denn? Heute wüsste die große Mehrheit der Saarbrücker, was Fairtrade bedeute.
Und in Saarbrücken ist man inzwischen sogar besonders engagiert: Die Landeshauptstadt ist seit 2009 die erste Fairtrade-Stadt Deutschlands.
Wie fair ist der Handel heute?
Trotz aller Erfolge ist wirkliche Fairness im Handel aber noch lange nicht erreicht, sagt Lillian Petry-Kababeeto. Sie kommt ursprünglich aus Uganda.
Dort habe sie Kinderarbeit und die Ausbeutung der dortigen Bauern selbst hautnah miterlebt, erzählt sie. Manche Familien hätten entschieden: Die Jungen können in die Schule gehen, die Mädchen nicht, denn sie werden später ja sowieso verheiratet - auch weil das Geld nicht reiche.
Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 13.03.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.