Wenn die Hormonumstellung über Jahre das Leben belastet
Früher waren die Wechseljahre der Frau ein Thema, über das nicht gesprochen wurde. Das ist heute zum Glück anders. Inzwischen gibt es sogar einen Weltmenopausentag - und zwar am 18. Oktober. Zur Linderung der mit der Menopause verbunden, oft jahrelangen Beschwerden gibt es Hormone. Doch es gibt Gesundheitsrisiken. Und auch pflanzliche Alternativen sind nicht zwingend harmlos.
In der Menopause stellt sich der Hormonhaushalt der Frau um. Das heißt für viele: Hitzewallungen, Schlafstörungen und mitunter auch Stimmungsschwankungen. Und das oftmals über Jahre. Aktuell sind allein in Deutschland etwa neun Millionen Frauen davon betroffen.
Die klassische Hormonbehandlung
Was hilft, sind Hormonbehandlungen. Entsprechende Präparate wurden noch bis 2002 großzügig verordnet. Dann wurde eine große Studie dazu abgebrochen, weil die Hormonbehandlung offenbar das Risiko für Brustkrebs und Schlaganfälle deutlich erhöhten.
Diese Studie habe große Schwächen gehabt, sagt Ulrike Till aus der ARD-Wissenschaftsredaktion. Beispielsweise sei mit 63 Jahren das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen extrem hoch gewesen. Viele hätten die Wechseljahre bereits hinter sich gehabt. "Man weiß aber, dass gerade bei Frauen über 60 die Risiken deutlich steigen, wenn sie Hormone nehmen", so Till. Heute seien die Frauenärzte dafür sensibilisiert und deshalb besonders vorsichtig.
Aber die Hormone hätten natürlich auch Vorteile, sagt Till. Nach Angaben der Deutschen Menopause Gesellschaft linderten sie nicht nur die Hitzewallungen, sondern schützten auch vor Osteoporose und ein Stück weit auch vor Diabetes und Darmkrebs.
Mit der Dauer steigt das Risiko
Aber während früher die Hormone oft über einen langen Zeitraum gegeben wurden - mitunter bis zu zehn Jahren - sei das Motto heute: "So wenig und so kurz wie möglich." Man wisse heute, dass bei der Einnahme von Hormonen länger als fünf Jahre die Risiken deutlich steigen.
Manche Fachleute würden zudem dazu raten, von Anfang an die Mittel möglichst so niedrig zu dossieren, dass die Wechseljahrsymptome zwar noch spürbar seien, das Leiden daran aber gelindert werde. Dadurch würden die Frauen dann auch bemerken, wenn die Symptome langsam von selbst abklingen.
Die aktuelle Therapieleitlinie rate zudem, "Östrogen nicht zu schlucken, sondern besser als Gel oder Pflaster anzuwenden", sagt Till. Das gelte als risikoärmer als Tabletten.
Ein weitere Empfehlung sei, die gängige Kombination aus Östrogen und Gestagen nicht ständig gleichzeitig zu nehmen, sondern über den Monat verteilt nacheinander. Auch das soll mögliche Risiken mindern, so Till.
Pflanzliche Alternativen
Als Alternative zu Hormonen nehmen viele Frauen pflanzliche Präparate. Auch die können funktionieren, sagt die Wissenschaftsredakteurin. So zum Beispiel Mariendistel gegen Hitzewallungen oder Traubensilberkerze gegen Schlafstörungen. "Und es gibt Präparate mit Soja oder Rotklee, die ähnlich wirken wie Östrogene." Von diesen Präparaten gebe es ein breites Angebote rezeptfrei in der Apotheke.
Auch pflanzlich ist nicht gleich harmlos
Doch es gebe ein großes Aber, sagt Till. "Wenn die pflanzlichen Mittel wirken, dann haben sie möglicherweise genau die selben Risiken wie eine klassische Hormonthearapie." Dies sei zwar noch nicht ausreichend in Studien untersucht, aber "pflanzlich oder bioidentisch ist auf keinen Fall automatisch harmlos. Das ist ein verbreiteter Irrglaube."
Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 18.10.2024 auf SR 3 Saarlandwelle