Wann sich ein Girokonto-Wechsel lohnt
Gut zu wissen
Ärger über den Kundenservice, zu hohe monatliche Gebühren, veränderte Bedürfnisse – die Gründe, mit seinem Girokonto zu einer anderen Bank wechseln zu wollen, können vielfältig sein. Trotzdem fällt es vielen Verbrauchern schwer, den Wechsel zu vollziehen.
Wer unzufrieden mit seinem Girokonto ist, braucht die Bank vielleicht gar nicht zu wechseln. Heike Nicodemus von Finanztest der Stiftung Warentest rät, sich erst einmal über andere Kontomodelle bei der bisherigen Bank zu informieren. „Das kann man beim Bankberater machen oder auf der Internetseite. Da werden die verschiedenen Kontomodelle meist sehr transparent dargestellt.“
Wechsel bei hohen Kontoführungsgebühren
Wer die monatliche Kontoführungsgebühr als zu hoch empfindet, sollte sich tatsächlich über eine Veränderung Gedanken machen, wenn er im Jahr mehr als 60 Euro dafür bezahlt. Denn die Stiftung Warentest hat ermittelt, dass es bereits für fünf Euro im Monat gute Kontenmodelle gibt.
Eine Übersicht über Girokonten unterschiedlicher Banken stellt die Stiftung Warentest auf ihrer Seite kostenlos zur Verfügung. Das hängt damit zusammen, dass Deutschland nach der europäischen Zahlungskontenrichtlinie sicherstellen muss, dass alle Verbraucher Zugang zu einem kostenlosen Girokonto-Vergleich haben. Im Moment übernimmt diese Pflicht noch die Stiftung Warentest bis zum Ende des Jahres. Dann soll die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) eine staatliche Vergleichswebsite für Girokonten anbieten.
Unterschiedliche Kontomodelle
„Wir bieten eine Übersicht über 460 verschiedene Kontomodelle an.“ Und aus diesen kann man sich mit Filtern die passenden Angebote anzeigen lassen. Wer beispielsweise nur wenige Überweisungen tätigt, fährt möglicherweise günstiger, wenn er sie einzeln bezahlt, anstatt sie als Inklusivleistung zu haben. Wer eine Kreditkarte braucht, sucht sich ein Modell aus, bei dem diese kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Wer sich mit dem Internet nicht gut auskennt, der sollte auch keine reine Online-Bank wählen.
Auslaufmodell: Kostenloses Girokonto
Ein Wechsel zu einem kostenlosen Girokonto wird mittlerweile aber laut Stiftung Warentest schwierig. „Der Trend geht eher dahin, dass sie kosten oder dass Kostenfreiheit an bestimmte Bedingungen wie regelmäßigen Geldeingang geknüpft ist“, so die Finanzexpertin. Sie gibt zu bedenken, dass Dienstleistung nun einmal mit Kosten verbunden sei.
Hat man sich für einen Bankenwechsel entschieden, braucht man keine Angst davor zu haben, in der Übergangszeit ohne Zugriff aufs Geld dazustehen – wenn beide Konten, das neue und das alte, in der Übergangsphase parallel geführt werden. Die Stiftung Warentest rät zu einem Übergang von zwei bis drei Monaten. „Zunächst sollte man das monatliche Einkommen, Gehalt oder Rente, auf das neue Konto umstellen und sich dann nach und nach um die anderen Dinge kümmern“, sagt Heike Nicodemus. Natürlich muss man dann dafür sorgen, dass auf dem alten Girokonto genug Geld ist, um Verpflichtungen auch nachzukommen.
Wechselservice der Banken nutzen
Ganz allein muss man den Wechsel aber gar nicht bewältigen. Die Banken helfen mit, dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Wer wechseln will, füllt ein entsprechendes Formular für die alte und die neue Bank aus. Sie müssen sich dann miteinander austauschen – über wichtige Daten des Verbrauchers. „Die alte Bank muss eine Übersicht über die letzten 13 Monate erstellen, das heißt Gutschriften, Lastschriften werden da dargestellt“, erklärt Heike Nicodemus. Diesen Service gibt es auch in digitaler Form, das bedeutet, der Wechselservice wird online beantragt.
Produkte bei verschiedenen Banken sind okay
Die Zeiten, eine Bank für alle Bedürfnisse zu haben, sind lange vorbei. Davon, Produkte wie Tagesgeld- oder Sparkonto mit dem Girokonto zu wechseln, rät Heike Nicodemus ab. „Man kann die Gelegenheit nutzen und sich informieren, welche Angebote andere Banken bieten und ob sie vielleicht besser sind. Aber nur dann sollte man auch das Tagesgeldkonto wechseln.“ Solche Produkte könne man aber ohnehin jederzeit kündigen und bei einem anderen Geldinstitut einrichten. Auch zu solchen Produkten stellt die Stiftung Warentest Vergleiche bereit.
Fazit:
- Ist man unzufrieden mit seiner Bank, sollte man das zunächst mit der Bank besprechen und möglicherweise ein anderes Kontomodell wählen.
- Gibt es dort keine Alternative, kann man sich im Internet über passende Girokonten bei anderen Geldinstituten informieren.
- Mehr als 60 Euro sollte ein Girokonto im Jahr nicht kosten.
- Beim Wechsel müssen alte und neue Bank helfen und notwendige Daten austauschen.
Weitere Informationen unter:
www.test.de
www.verbraucherzentrale.de
"Gut zu wissen" - immer mittwochs in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.