Misteln - eine Gefahr für Streuobstwiesen

Mistel breitet sich im Saarland aus

Corinna Kern   02.11.2023 | 06:20 Uhr

Die Mistel kennen wir vor allem als weihnachtliche Dekoration. Doch dort wo sie wächst, sorgt sie für zunehmende Probleme. Seit Jahren leiden die saarländischen Streuobstwiesen immer stärker unter dem Befall der Pflanze. Werden die Bäume nicht gepflegt, drohen sie abzusterben.

Zur Weihnachtszeit hängen sie demnächst wieder in vielen Häusern in Türrahmen - Mistelzweige. Was hier schön aussieht, sorgt andernorts für große Probleme. Denn besonders verbreitet ist die Halbschmarotzer-Pflanze in den Baumkronen von Streuobstwiesen.

Grüne Bäume im Winter

Wie stark manche Bäume befallen sind, wird meist erst im späten Herbst und Winter sichtbar. Denn dann wenn die Bäume eigentlich kahl sein sollten, sind die von Misteln Befallenen grün. . Jessica Weiland vom Verband der Gartenbauvereine kennt die Probleme, die mit einem Befall entstehen: "Die Mistel entzieht den Bäumen Nährstoffe und Wasser."

Die Mistel zu verteufeln ist aber auch falsch, denn sie gehört zu den heimischen Pflanzen dazu. Dass sie zum Problem geworden ist, liege nämlich nicht nur an der Mistel selbst, so Weiland. Grundsätzlich könne ein Baum mit Misteln durchaus überleben. Kommen jedoch Extremwetterepisoden hinzu, beispielsweise lange Trockenphasen, dann bedeute der Wasserentzug durch die Mistel zusätzlichen Stress.

Vögel verbreiten Beeren der Misteln

In den vergangenen Jahren breitete sich der Halbschmarotzer jedoch immer rasanter aus. Das liege an mehreren Faktoren, sagt Weiland. Durch die wärmeren Temperaturen im Herbst würden die Zugvögel später abreisen. Diese fressen die Beeren der Misteln und verbreiten sie dadurch. "Je mehr Beeren, desto mehr Beeren werden gefressen, desto mehr Beerensamen bleiben an den Rinden kleben. Deswegen auch dieser gefühlt exponentielle Anstieg der Mistel.“

Dagegen hilft nur, die Mistel regelmäßig aus den Bäumen schneiden, damit die Streuobstwiesen auch in Zukunft noch eine Chance haben. Der Verband der Gartenbauvereine bietet dazu auch geförderte Projekte an, die bei der Entmistelung unterstützen. Damit wolle man Obstbaumbesitzer sensibilisieren, "aber im Endeffekt liegt es wirklich bei jedem Einzelnen selber", sagt Weiland. Bei Fragen könne man sich beim Verband der Gartenbauvereine melden oder besucht einen der vielen Schnittkurse der Obst- und Gartenbauvereine im Saarland.

Angebot von Schnittkursen

Solche Kurse bietet auch der Verein in Etzenhofen an und die Nachfrage sei groß, sagt der Vorsitzende des Vereins Harald Krauss. Der erste Grundsatz beim Baumschnitt ist: Schneiden ist immer besser als gar nicht schneiden. Da macht es auch nichts, wenn der ein oder andere Schnitt nicht perfekt sitzt ist. Aus Angst den Baum nicht zu schneiden, sei der falsche Ansatz.

Im Prinzip sei es so, dass jeder Baum jedes Jahr geschnitten werden sollte. "Denn ein Baum der nicht geschnitten wird, der wächst über die Krone zu, was verhindert, dass der Baum Licht und Luft bekommt“, sagt Krauss. Eigentlich könne ein Baum das ganze Jahr über geschnitten werden. "Es hat sich historisch herauskristallisiert, dass die Gärtner die Bäume in der Winterruhe geschnitten haben. Warum? Weil dann die meiste Zeit dafür war."

Zeitpunkt zum Baumschnitt

Doch eigentlich wäre es für den Baum besser, wenn er in der Zeit der Vegetationsperiode - zwischen April und Oktober - geschnitten werde, "weil der Baum dann noch arbeitet und sich die Wunden, die man dem Baum dann zufügt wesentlich besser schließen“, sagt der Vorsitzende.


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