Wenn das Hörgerät nicht hilft
Viele Menschen leiden in Deutschland unter Schwerhörigkeit. Ihr Umfeld dringt nicht zu ihnen durch. In der Regel können Hörgeräte helfen. Aber nicht in allen Fällen. Doch es gibt eine Alternative: das Cochlea Implantat.
Seien es Witze, das tägliche Fernsehprogramm, das ohne Untertitel nicht mehr verstanden wird, oder der Wecker, der einen morgens nicht mehr aus den Federn wirft. Viele Menschen leiden in Deutschland unter Schwerhörigkeit. Ihr Umfeld dringt nicht zu ihnen durch. Um sie herum ist es still, der Alltag ohne die gängigen Umgebungsgeräusche ein ganz anderer.
Ein Fallbeispiel
Mehrere Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Schwerhörigkeit. Beate ist eine von ihnen. Jahrelang hat sie sich dafür geschämt, oft nur gelächelt und geschwiegen. Lange Zeit wollte sie sich nicht eingestehen, dass sie nicht richtig hört. Ihre kleine Tochter habe direkt verstanden, dass Mama ihr nur antwortet, wenn sie sie vorher antippt. So konnte sich Beate zu ihrer Tochter drehen und von ihren Lippen lesen. Allerdings habe das Lippenlesen nicht immer funktioniert, sagt sie. Wurde sie beispielsweise von hinten gegrüßt, habe sie das nicht mitbekommen. So kam es, dass sie als eingebildet abgestempelt wurde, weil sie nicht zurückgegrüßt habe.
Nicht immer hilft ein Hörgerät
Bei Beate hatte ein Hörgerät nicht den gewünschten Effekt erzielt. Ein Cochlea Implantat sollte es ihr vor 24 Jahren ermöglichen, wieder zu hören. Damit zählt Beate zu den ersten Cochlea Patienten im Saarland. Plötzlich habe sie wieder Laute gehört, die sie seit Jahren nicht mehr wahrgenommen hatte. „Vogelgezwitscher, Musik, einfach alles“, liest sie aus einem Brief vor, den sie damals nach der erfolgreichen OP geschrieben hatte. Das schönste Geräusch sei für sie aber die Stimme ihrer kleinen Tochter gewesen, die sie zum ersten Mal seit der Geburt gehört hatte. Für dieses Wunder sei sie allen sehr dankbar. Ohne Cochlea Implantat wäre das nicht möglich gewesen.
Wenn das Hörgerät nicht mehr hilft
Die gängigste Methode, um bei einer Schwerhörigkeit Abhilfe zu schaffen, ist das Hörgerät. Ein Verstärker, der auf die Hörstörung des Patienten eingestellt wird.
Sobald ein normales Sprechverstehen mithilfe von Hörgeräten nicht mehr möglich ist, sollte man über ein Cochlea Implantat nachdenken.
Wann wird ein Cochlea Implantat empfohlen?
Das Cochlea Implantat sei ein Gerät, das direkt den Hörnerv ansteuere, sagt Dr. Jeannette Lehmann von der Caritas Klinik am Rastpfuhl. Hierzu müsse das Implantat nicht vollständig, sondern nur zu einem geringen Teil in die Schädeldecke eingesetzt werden. Hinter dem Ohr trage man einen kleinen Prozessor, der wie ein Mikrofon funktioniere. Über dieses werde der Schall aufgenommen und verarbeitet. Hierfür sei eine magnetische, am Kopf haftende Spule notwendig, die die elektrischen Signale in das Implantat übertrage. Dort erfolge die Stimulierung des Hörnervs. Alles passiere in Echtzeit, bestätigt die HNO-Ärztin. Alles, was man höre, würde direkt auf das Innenohr übertragen. . Allerdings müsse man mit dem Implantat das Hören im Grunde neu erlernen.
Schwerhörigkeit und Demenz
Wer lange Zeit schlecht hört, verlernt nicht nur die Interpretation von Geräuschen, sondern auch das Verständnis von Sprache. Das kann dazu führen, dass sich Betroffene isolieren, weil sie nicht mehr aktiv an ihrem Umfeld teilhaben können. Und das sei fatal, sagt Lehmann. Von der Isolation im Alter wisse man, dass sie mit einer Demenz assoziiert werde oder sogar zu einer Verstärkung der Demenz führe.
Und Schwerhörigkeit kann sogar lebensbedrohlich werden: Einerseits würden ältere Menschen häufiger stürzen, wenn sie nicht mehr richtig hören. Andererseits könne es im Straßenverkehr gefährlich werden, wenn man nicht mehr wahrnehme, von welcher Seite das Auto käme, so Lehnmann.
Ein Thema in den "Bunte Funkminuten" am 25.03.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.