Giftige Schönheit Fingerhut
Eigentlich ist der Fingerhut im Wald zuhause. Aber auch in den heimischen Gärten hat er seinen Platz. Doch beim Umgang mit dem Fingerhut ist große Vorsicht geboten, denn es ist eine der giftigsten Pflanzen, die es in Deutschland gibt.
Ab dem späten Frühjahr ist er in unseren Wäldern überall zu finden: der Fingerhut. Das imposante Wegerichgewächs kann bis 1,50 Meter groß werden und seine Blüten sieht man weithin leuchten.
Eine der giftigsten Pflanzen in Deutschland
Aber: Die Pflanze ist hochgiftig. "Der Fingerhut ist eine der giftigsten Pflanzen, die wir hier in Deutschland haben", sagt der saarländische Allgemeinmediziner Michael Kulas. Und giftig sind nicht nur die Blüten. Sondern im Grunde jeder Teil der Pflanze, also auch die Blätter und Stengel. Und es reicht schon, den Fingerhut nur zu berühren, um starke Symptome auszulösen.
Von Erbrechen bis zu Sehstörungen
Dabei gibt es zwei Phasen. "In der ersten Phase nach dem Kontakt werden Erbrechen, Übelkeit und Bauchkrämpfe ausgelöst", so Kulas. Diese würden dann abgelöst durch Kopfschmerzen und gewisse zentralnervöse Veränderungen wie zum Beispiel auch Sehstörungen.
Im Extremfall ist Herzstillstand möglich
Bei den meisten Berührungskontakt mit dem Fingerhut bleibt es bei Phase 1. Schwerere Symptome können bei Menschen mit Ekzemen oder nicht ganz verheilten Wunden an den Händen auftreten. Und "die Endphase der Vergiftung ist im Prinzip eine Veränderung am Herzen, die dazu führt, dass es zu Rhythmusstörungen und am Ende zu einem Herzstillstand kommt", so der Mediziner.
Fingerhut als Gartenpflanze?
Ganz so extrem sieht Gärtnerin Elfriede Caspary die Gefahr durch den Fingerhut nicht. Ihre Familie betreibt seit Jahrzehnten eine Gärtnerei, wo es den Fingerhut auch zu kaufen gibt. Ja, es sei eine giftige Pflanze, "aber man isst sie ja nicht", sagt sie. Essen sollte man den Fingerhut auch tatsächlich auf keinen Fall, denn schon zwei bis drei Blätter können tödlich sein.
Nach Kontakt: Hände waschen
Auf jeden Fall sollte man sich aber immer die Hände waschen, wenn man mit dem Fingerhut Kontakt hatte, sagt die Gärtnerin. Und das rät auch Michael Kulas, denn dadurch würden die Kontakt-Symptome deutlich weniger stark ausfallen.
Schnecken meiden den Fingerhut
Dass die Pflanze giftig ist, scheinen auch die Schnecken zu wissen. Denn die gefräßigen Schädlinge machen um den Fingerhut einen Bogen. Das dürfte vermutlich auch einer der Gründe sein, weshalb der Fingerhut trotz seiner Giftigkeit ganz gerne im Garten gepflanzt wird. Während bei vielen Blumen oftmals Kahlfraß herrscht, sorgt der Fingerhut mit seinen violetten, roten oder gelben Blüten für Farbe im Grün.
Anspruchslos und gut kombinierbar
Hinzu kommt, dass er im Halbschatten und Schatten wächst und zudem recht anspruchslos ist. Er brauche im Grunde nur lockeren Boden, so die Gartenexpertin.
Die Pflanze selbst ist zwar nur einjährig, aber "sie säht sich sehr gut selbst aus, wenn man die verblühten Samenstände einfach stehen lässt."
Und er lasse sich sehr gut mit anderen Pflanzen kombinieren. "Zum Beispiel mit hohen Gräsern, mit Funkien, Farnen, Geißbart. Man kann auch bunte Beete mit Fingerhut gestalten. Dazu passen dann sehr gut Rosen, Margeriten, Schafgarbe, Pfingstrosen und auch Malven", so Gärtnerin Caspary.
Hier gilt: "Finger weg vom Fingerhut!"
Wer jedoch Kinder zuhause hat, der sollte vom Fingerhut auf jeden Fall die Finger lassen. Ebenso mit Vorverletzungen an den Händen. Und für alle anderen gilt: Nach dem Kontakt, gründlich die Hände waschen.
Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 03.05.2024 auf SR 3 Saarlandwelle