Empty-Nest-Syndrom: Wenn Kinder ausziehen
Wenn Kinder mit der Schule fertig sind, beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. Ob Ausbildung oder Studium - viele ziehen dann auch zuhause aus in die erste eigene Wohnung. Ein großer Schritt - nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Plötzlich herrscht Leere - und dafür gibt es sogar einen Namen: das Empty-Nest-Syndrom.
Endlich mit der Schule fertig. Doch das heißt häufig auch, dass sie wegen Ausbildung oder Studium von zuhause wegziehen müssen. Das hinterlässt bei den Eltern nicht selten eine Leere, weil es nach all den Jahren des Familienlebens plötzlich still wird. Das nennt man auch Empty-Nest-Syndrom (übersetzt: leeres Nest).
Einerseits Leere
Für viele Paare ist das eine Prüfung. Von einem Tag auf den anderen ist man wieder mit sich allein. Da habe schon etwas gefehlt, so ein Vater. Es sei ein komisches Gefühl, ein anderer. Man habe sie über die Jahre großgezogen - wenn sie plötzlich nicht mehr in unmittelbarer Nähe seien, habe man schon Angst, dass etwas passieren könnte.
Andererseits wieder mehr Freiraum
Während die einen mit der Leere eher zu kämpfen haben, sind kommen andere mit dem neuen Zustand sogar recht gut zurecht. Eine Mutter freut sich, dass sie ihr Leben wieder so gestalten kann, wie sie es will. Sie habe endlich wieder Zeit für sich, sagt sie.
Wenn die Eltern Kummer haben
Psychologin Dörte Saamann von der Lebensberatung des Bistums Trier begegnet in ihrer Praxis häufiger dem Problem des leeren Nestes. Meistens sei es eine Art Zufallsbefund. Menschen kämen in ihre Praxis und schilderten, dass sie nicht so recht wüssten, was sie mit sich anfangen sollten und oft traurig seien, so die Psychologin. Oft stehe im Hintergrund, dass die Kinder entweder schon ausgezogen seien oder der Auszug kurz bevor stehe.
Für Mütter große Veränderung
Für Mütter sei der Auszug der Kinder eine große Veränderung, das sie häufig einen Großteil der Kinderziehung bewältigt hätten, so die Psychologin. Wenn dann die täglichen Aufgaben, die täglichen Verantwortlichkeiten für der Kinder wegfielen, ergebe sich eine große Leere.
Jahrelang hätten sich die Mütter mit der Kindererziehung identifizierten, so Saamann. Die Leere könne dann sogar zu einer Sinnkrise führen.
Auch Väter leiden
Aber auch Väter leiden unter dem Empty-Nest-Syndrom. Wenn die Kinder soweit erwachsen seien, säßen sie in der Regel beruflich fest im Sattel und hätten wieder mehr Zeit für den Nachwuchs. Aber plötzlich seien diese dann aber weg. Ein Gefühl wie "Oh schade, Chance verpasst", stelle sich bei den Vätern nach dem Auszug der Kinder häufig ein, sagt Saamann.
Für Alleinerziehene noch schlimmer
Für Alleinerziehende sei der Auszug der Kinder oft besonders schlimmer, so Saamann. Da fehle die Stütze und der Austausch mit dem Partner.
Nach dem Auszug der Kinder könnten aber aber auch Paare in eine Krise rutschen. Viele Ehen gingen in dieser Zeit in die Brüche, so Saamann. Die Rollen änderten sich, man sei nicht mehr hauptsächlich als Vater oder Mutter aktiv. Man müsse sich mit den Fragen auseinandersetzen, was noch als Paar übrig sei, womit man nun seine Zeit füllen könnte und natürlich auch, was einem Spaß mache.
Neue, freie Zeit nutzen
Oft liege ein stressiger Familienalltag hinter den Menschen, die zu Psychologin Saamann kommen. Für diese gehe es nun darum, herauszufinden, wie sie ihre neue, freie Zeit nutzen könnten, sagt sie.
Ein Thema in der Sendung "Guten Morgen" am 22.10.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.