Mit "Doctolib" schneller zum Arzttermin?
Wer im Saarland einen Arzttermin bekommen möchte, der muss in der Regel telefonieren und dabei mitunter lange warten. Plattformen wie "Doctolib" wollen da vermeintlich Abhilfe schaffen, indem man über sie den Arzttermin online buchen kann. Doch es gibt auch Kritik an den Plattformen.
Zu viele Patienten brauchen Hilfe von zu wenigen Ärzten. Höhere Chancen hat man, wenn man den Suchradius erweitert. Doch das kostet Zeit. Zeit, die Online-Terminierungsplattformen wie "Doctolib" oder "Jameda" sowohl dem Arzt, als auch dem Anrufer ersparen möchten. Und das Angebot scheint anzukommen. Auf Anfrage erklärt "Doctolib", dass etwa 60.000 Saarländerinnen und Saarländer die Plattform schon genutzt haben.
Niederschwelliger Zugang
Grundsätzlich eine gute Idee, findet auch Gynäkologe Jochen Frenzel. Er ist stellvertretender Vorsitzender des saarländischen Fachärzteforums. "Ich glaube, die Grundidee kommt daher, dass wir ein Angebot-Nachfrage-Problem verspüren", sagt Frenzel. Die Plattformen würden einen niedrigschwelligen Zugang bieten und seien personalsparend. Vordergründig sei dies eine Win-Win-Situation.
Die Plattformen könnten so auch das Personal in den Praxen entlasten und indirekt dem Personalmangel entgegenwirken. Denn auch medizinische Fachangestellte seien inzwischen nicht mehr so leicht zu finden, so der Frauenarzt.
Probleme der Termintreue
Im Saarland gibt es über 6000 Ärztinnen und Ärzte. Auf der Plattform "Doctolib" sind bislang 250 Gesundheitsfachkräfte angemeldet. Das Spektrum reicht vom Facharzt bis zum Heilpraktiker.
Jochen Frenzel hat seine Praxis nicht angemeldet. Denn er sieht auch Probleme. Zum Beispiel bei der Termintreue. Es könnten ja einfach gleich mehrere Arzttermine gebucht werden. Wenn der schnellstmögliche dann wahrgenommen werde, ist das Risiko groß, dass vergessen werde, die anderen abzusagen.
Kritik von Datenschützern
Auch unter Datenschutzaspekten sind die Online-Terminierungsplattformen kritisch zu sehen, denn sie greifen oft auf das vollständige Praxisverwaltungssystem des Arztes zu, um die Termine vergeben zu können. Zwar wird nur auf sogenannte Stammdaten zugegriffen, das heißt: Name, Geburtsdatum und Art der Versicherung.
Doch einmal im System, sei es der Erfahrung nach auch nicht schwierig, andere Daten aus dem System herauszulesen, sagt Frenzel. Zum Beispiel das Krankheitsbild und die verschriebenen Medikamente des Patienten.
Das Unabhängige Datenschutzzentrum Saarland empfiehlt deshalb, dass Ärzte vor der Nutzung solcher Plattformen prüfen sollten, ob diese auch sicher sind. Die Plattform "Doctolib" versichert, dass sie alles im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) handhaben.
Sichere und effektive Alternative
Für die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationssicherheit Monika Grethel gibt es außerdem bereits eine effektive und sichere Alternative: der Patientenservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Unter der Telefonnummer: 116 117 könnten Termine gebucht und Ärzte gesucht werden. "Das wäre für Ärzte eine Alternative, die sie nutzen könnten", sagt Grethel.
Ein Thema in der Sendung "Bunte Funkminuten" am 05.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle