Mit Demenz am Steuer?
Autofahren bedeutet für viele Menschen Unabhängigkeit – besonders für ältere Menschen im Saarland, die in ländlichen Gebieten leben, wo Supermarkt oder Apotheke oft weiter entfernt sind und der öffentliche Nahverkehr nur eingeschränkt verfügbar. Doch was passiert, wenn die Diagnose Demenz ins Spiel kommt? Kann man mit Demenz noch selbst Auto fahren und wenn ja, wie lange?
Wie lange kann man mit Demenz noch sicher Auto fahren - und wann wird es zur Gefahr für Betroffene als auch andere Verkehrsteilnehmer? Um diese Fragen ging es bei der Veranstaltung "Demenz und Führerschein" in Neunkirchen.
Rund 60 ältere Menschen haben sich dafür im Sitzungssaal der Zulassungsstelle in Neunkirchen versammelt – Angehörige, Betroffene und Fachkräfte aus dem Pflegebereich. Sie sind hier, um Antworten zu finden und sich auf das vorzubereiten, was möglicherweise vor ihnen liegt.
Frühzeitig Alternativen überlegen
Nicola Dannert-Zimmer ist eine von fünf Referenten, die an diesem Tag einen Vortrag über Demenz halten. Sie arbeitet bereits seit über 40 Jahren mit Demenzkranken. Und sei weiß, was es bedeutet, das Autofahren aufzugeben. Es sei wichtig, schon frühzeitig über Alternativen nachzudenken, sagt sie.
Da es mit dem Fortschreiten der Krankheit immer schwieriger mit dem selbst fahren werde, sollte man sich schon beizeiten Alternativen suchen wie beispielsweise mit dem Bus zu fahren, denn auch daran müsse man sich gewöhnen. "Das macht man besser, wenn man noch kognitiv in der Lage ist, sich darauf einzustellen." Und man sollte sich auch überlegen, wieviel man im Jahr für das Auto zahle. Für das Geld könne man sich problemlos auch immer mal wieder Taxifahrten leisten, sagt sie.
Wissen um die Krankheit hilft
Beim Thema "Autofahren und Demenz" gehe es aber nicht nur um praktische Lösungen, sagt Dannert-Zimmer. Genau so wichtig sei ein richtiger Umgang mit der Krankheit. Sich zu informieren könne Betroffenen als auch Angehörigen sehr helfen.
Jeder Fall ist anders
Auch Oliver Thomé von der Fahrerlaubnisbehörde in Neunkirchen kennt die Herausforderungen, wenn es um Autofahren mit Demenz geht. Zu ihm kämen immer wieder Menschen, die die Diganose Demenz erhalten hätten und von ihm wissen wollten, ob sie noch fahren können oder nicht.
Eine pauschale Antwort darauf gebe es nicht, sagt er. "Eine demenzielle Erkrankung initiert nicht automatisch die Nicht-Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen. Das ist immer eine Einzelentscheidung", so Thomé. Das heißt: Demenz hat viele Gesichter, jedes Krankheitsbild ist anders. Deshalb gibt es keine einfache Antwort auf die Frage, wann jemand nicht mehr sicher fahren kann. Thomé rät Betroffenen, sich mit ihrem Arzt zu besprechen.
Wenn keine Einsicht da ist
Im besten Fall erkennen Betroffenen selbst, dass es Zeit ist, das Auto stehen zu lassen. Doch oft genug müssen Polizei oder Angehörige Thomé informieren, wenn der Verdacht auf Fahruntüchtigkeit besteht. Dann wird gesetzlich geprüft, ob die betroffene Person noch sicher am Straßenverkehr teilnehmen kann.
Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" am 18.11.2024 auf SR 3 Saarlandwelle