Kraftwerk Bexbach (Foto: Alexander M. Gross/SR)

So viel Strom produzierten die saarländischen Kohlekraftwerke

Jimmy Both   20.04.2024 | 19:27 Uhr

Seit etwa zwei Wochen wird kein Kohlestrom mehr im Saarland produziert. Ein entsprechendes Bundesgesetz ist ausgelaufen. Die drei Kohlekraftwerke in Völklingen, Quierschied und Bexbach wurden zum 1. April vom Netz genommen und sind nun wieder für den Notfall im Standby-Modus.

In Völklingen, Quierschied und Bexbach rauchen die Schlote der Kohlekraftwerke aktuell nicht mehr. Das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz ist Ende März ausgelaufen. Damit gehen die Kraftwerke wieder in die Netzreserve. Sie müssen im Notfall schnell wieder einsatzfähig sein.

Comeback der Kohle durch Ukraine-Krieg

Durch den Überfall Russlands auf die Ukraine wurde Anfang 2022 eine Energiekrise ausgelöst. Die Bundesregierung entschied daher, einige Kohlekraftwerke wieder hochzufahren. Im Saarland gingen im November 2022 die Kraftwerke Völklingen-Fenne, Bexbach und Weiher in Quierschied ans Netz.

Sie produzierten nach Angaben des Betreibers Steag im Jahr 2023 knapp 1600 Gigawattstunden (GWh) Strom. Das entspricht etwa 20 Prozent des im Saarland durchschnittlich verbrauchten Menge. Nach Angaben des Landeswirtschaftsministeriums verbraucht das Saarland im Schnitt etwa 8000 GWh im Jahr.

Im ersten Quartal des laufenden Jahres – also bis zur Abschaltung der drei Kraftwerke – wurden noch knapp 137 GWh Strom produziert. Im Vergleich war das schon deutlich weniger als im Vorjahr.

Produzierter Strom ist nicht verbrauchter Strom

Das Saarland benötigt mehr Strom als es selbst produziert. Er muss also importiert werden. Nach der Einschätzung von Uwe Leprich, Energieexperte an der HTW Saar, ist es unerheblich, ob die Kohlekraftwerke laufen oder nicht. Das Saarland müsse sowieso Energie importieren.

Wo diese herkomme, hänge immer vom Kaufmanagement ab. Und das schwanke. Abhängig sei es auch davon, wo der Strom gerade am günstigsten sei.

Saarland bleibt Energie-Importeur

Das Landeswirtschaftsministerium rechnet damit, dass das Saarland auch in Zukunft weiter Energie importieren muss. Der hierzulande mithilfe von Wasser, Wind und Sonne erzeugte Strom mache etwa 20 Prozent am Gesamtstromverbrauch aus.

Quoten an erneuerbaren Energien wie in anderen Flächenländern werde das Saarland nur schwer erreichen können. Gründe dafür seien die energieintensive Industrie und die hohe Bevölkerungsdichte. Trotzdem sei der weitere Ausbau unabdingbar.

Kohlekraftwerke bleiben in der Netzreserve

Schon vor dem Ukraine-Krieg zählten die drei heruntergefahrenen Kohlekraftwerke im Saarland zur Netzreserve. Auch jetzt bleiben sie im Standby-Modus. Die Bundesnetzagentur stuft sie weiterhin als systemrelevant ein. Der Betreiber Steag muss sie also so Instand halten, dass sie im Fall einer Energiekrise schnell wieder in Betrieb genommen werden können. Die Einstufung gilt bis 2031.

Steag hat dagegen Beschwerde eingereicht. Dieses Modell sei betriebswirtschaftlich nicht vertretbar. Allerdings hat der Konzern durch den Betrieb in den Jahren 2023 und 2024 hohe Einnahmen erzielt und erhält auch jetzt für die Netzreserve eine Entschädigung.


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