1800 Teilnehmer bei nächtlichem Warnstreik vor ZF in Saarbrücken
Bei ZF in Saarbrücken haben Beschäftigte in der Nacht zu Dienstag an einer Mitternachtskundgebung teilgenommen. Die Gewerkschaft IG Metall hatte dazu aufgerufen, um für mehr Lohn zu demonstrieren - trotz der angespannten Lage. Die IG Metall fordert Bewegung seitens der Arbeitgeber und konkrete Maßnahmen der Politik gegen die Wirtschaftskrise.
Rund 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nachtschicht haben sich in der Nacht zum Dienstag nach Polizeiangaben vor dem Werkstor von ZF in Saarbrücken zu einer Demonstration versammelt.
IG Metall kündigt weitere Aktionen an
Laut IG Metall war der Streik der Auftakt für weitere Aktionen in dieser Woche. Rund 20 Betriebe würden nacheinander ebenfalls an Warnstreiks teilnehmen.
Am Dienstag waren im Saarland bis zu zehn Unternehmen von Warnstreiks betroffen. Dazu gehörten neben ZF in Saarbrücken und Neunkirchen auch Bosch in Homburg.
Gewerkschaft fordert mehr Geld für Beschäftigte
Die Gewerkschaft der Metaller fordert sieben Prozent mehr Einkommen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und 170 Euro mehr für Auszubildende. Außerdem verlangt sie Angebote, um Einkommen in Freizeit wandeln zu können. Der Verband der Metall- und Elektroindustrie hält die Forderungen in der derzeit schwierigen konjunkturellen Lage für überzogen. Er bietet bei einer Laufzeit von 27 Monaten 3,6 Prozent mehr Geld.
Jörg Köhlinger, Verhandlungsführer der IG Metall für das Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen, sagte bei einer ähnlichen Protestaktion im rheinland-pfälzischen Andernach: "Wir erwarten ein Angebot mit Substanz. Das bisher vorliegende Angebot reicht nicht". Die angebotene Entgelterhöhung komme zu spät, sei zu gering und die Laufzeit sei zu lang. "Es liegt jetzt in der Hand der Arbeitgeber", so Köhlinger. Wer ein schnelles Tarifergebnis erzielen wolle, müsse ein "besseres Paket" vorlegen.
"Seit zwei Jahren wurde der Verlust der Kaufkraft mit Inflationsausgleichsprämien ausgeglichen. Wir brauchen aber jetzt eine Entgelderhöhung, um den Lebensstandard und die Kaufkraft der Beschäftigten halten zu können", sagte Patrick Selzer von der IG Metall in Saarbrücken. Arbeitsplätze seien durch die Forderungen nicht zusätzlich gefährdet. "Eine Gehaltserhöhung wäre nur ein kleiner Anteil an den aktuellen Problemen in der Saar-Industrie", so Selzer.
Selzer: Politik muss endlich handeln
Selzer adressierte seine Forderungen im SR-Interview aber nicht nur an die Arbeitgeber, sondern auch an in die Politik. Es müsse konkrete Schritte geben, um die Wirtschaftskrise in den Griff zu bekommen. "Die Schuldenbremse muss gelockert, Konjukturmaßnahmen angestoßen und Förderungen ausgeschrieben werden", sagte Selzer. Das sei wichtig, damit es wieder mehr Investitionen und Innovationen gäbe.
"Wir machen uns abhängig und schaffen uns selbst ab. Wir verpassen den Trend wegen einer strigenten Sparpolitik." Das werde in einigen Jahren starke Auswirkungen und Folgen für die Wirtschaft in Deutschland haben, so Selzer. Daher erhoffe er sich, dass sich politische Verantwortliche und Arbeitgeber "besinnen". "Es geht nur gemeinsam", betont der IG Metall-Sprecher aus Saarbrücken.
ZF streicht viele Stellen
Vor kurzem war bekannt geworden, dass bei ZF bis Ende des Jahres 2025 insgesamt 1800 Jobs in Saarbrücken wegfallen. Wenn sich die Auftragslage nicht bessert, könnten bis Ende 2028 sogar bis zu 4500 Arbeitsplätze gestrichen werden. Derzeit arbeiten rund 10.000 Menschen im Saarbrücker ZF-Werk.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 29.10.2024 berichtet.