Jedes dritte Kind wartet auf einen Betreuungsplatz
Seit 2013 haben Kinder ab einem Jahr rechtlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. In der Praxis funktioniert das nicht reibungslos: Deutschlandweit fehlt es an Kindertagesstätten. Allein im Saarland waren im Jahr 2023 mehr als 7500 Kinder unter drei Jahren ohne Betreuungsplatz. Und auch ältere Kinder müssen warten.
Unter Eltern von Kleinkindern gehört das Thema zu den Top Gesprächsthemen: ein Betreuungsplatz in der Kita. Wer einen bekommen hat, darf sich glücklich schätzen. Im vergangenen Jahr waren im Saarland mehr als 7500 Kinder unter drei ohne einen Platz in einer Krippe, obwohl es seit 2013 einen rechtlichen Anspruch darauf gibt.
Dem gegenüber stehen 25.000 Kinder zwischen 0 und 3. Und auch die Plätze für ältere Kinder reichen nicht aus. Gründe dafür gibt es viele: Zu wenig Personal, zu wenige Kitas und Tagespflegestellen, die Geburtenrate, die entgegen der Erwartungen angestiegen ist.
Kita Steinbach - ein Beispiel von vielen
Die evangelische Kita Steinbach. Hier ist Platz für 50 Kindergarten-Kinder und für elf Krippen-Kinder von 0 bis 3 Jahre. 10 Erzieherinnen kümmern sich um die Kinder. Hinzu kommen Integrationskräfte. Die Kita hat einen guten Ruf – nicht nur im Ort.
Aber die Plätze würden bei weitem nicht für alle reichen, die ihr Kind hier gern betreuen lassen würden, sagt Christine Edel. Wenn jemand nach einem Platz in drei Monaten frage: keine Chance. "Ich nehme sie dann zwar auf die Warteliste auf, aber selbst wenn jemand abspringen würde, hätte ich dann wahrscheinlich 20 Familien, die diesen Platz nehmen würden."
Ella, die zweijährige Tochter von Marion, ist zurzeit in der Eingewöhnung in der Krippe. Eigentlich hätte sie schon früher hier betreut werden sollen, nämlich mit zwölf Monaten, sagt Marion. "Aber wir haben keinen Platz bekommen." Kein Platz, obwohl die Familie in Steinbach lebt. Die Grundschule, in der Marion arbeitet, musste dann kurzfristig ohne sie auskommen. Zum Glück konnten dann die Schwiegereltern für die Betreuung der Kleinen einspringen.
Marion und ihr Mann wussten, dass sie eigentlich ein Recht auf Betreuung für Ella haben. Aber eine Klage scheuten sie dann doch. "Wir hätten dann keinen Einfluss darauf gehabt, in welche Kita Ella kommt." Zumutbar sei ja eine Entfernung von 20 Kilometern. "Für uns kam das nicht in Frage."
Jetzt ist Marion wieder schwanger und man hat ihr schon gesagt, dass auch Ellas Schwesterchen nicht zum Wunschtermin einen Platz bekommen wird. Das bedeutet, dass Marion wieder nicht nach einem Jahr zurück in den Job kann.
Zu wenig Personal in Kitas
Und eine Kita ist ja nicht nur ein Ort, an dem Kinder betreut werden. Es ist auch ein Ort, an dem die Kinder das soziale Miteinander lernen, sagt Christine Edel. Und dazu braucht es genügend Personal.
Um die Situation zu verbessern, hat die Bundesregierung 2019 das Kita-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetz. eingeführt. Im Saarland habe sich, was den Personalschlüssel angeht, nicht viel getan, sagt Anette Stein, Direktorin bei der Bertelsmann Stiftung im Bereich Bildung und Next Generation. Eine SR-Recherche hat ergeben, dass Anfang 2023 fast die Hälfte der rund 500 Kitas im Saarland zu wenig Personal hatte.
Wie den Bedarf decken?
Das Problem schnell in den Griff zu bekommen, würde allen viel abverlangen, sagt Anette Stein. Wenn vorübergehend die Betreuungs- und Öffnungszeiten von Kitas auf sechs Stunden täglich begrenzt würden, "könnte man durch diese Maßnahme innerhalb der nächsten zwei Jahre sämtliche Elternbedarfe decken."
Gleichzeitig müssten sich alle darum bemühen, Fachkräfte für die Kitas zu erhalten und neue zu gewinnen, so die Bertelsmannstiftung. Nur dann werde es im Saarland gelingen, genug Plätze zu schaffen und die Kleinen auch kindgerecht zu betreuen.
Ein Thema aus der Sendung "Guten Morgen" am 07.03.2024 auf SR 3 Saarlandwelle