Wenn der Netzbetreiber die Wärmepumpe abstellt
Wärme aus Strom: Viele Haushalte heizen mittlerweile mit einer Wärmepumpe. Das führt zu einer höheren Belastung des Stromnetzes, und es kann sogar zu einer Überlastung kommen. In diesem Fall kann der Netzbetreiber eine Fernabschaltung vornehmen. So geschehen in Riegelsberg.
In Riegelsberg gab es vor kurzem den Fall, dass Wärmepumpen fernabgeschaltet wurden. Spitzenlast im Netz war der Grund. Doch was heißt das für den Verbraucher?
Plötzlich war es still, der Strom war weg
Bei Dieter Hack in Riegelsberg drehen sich eigentlich im Garten fleißig die Rotorenblätter seiner Wärmepumpe und produzieren Wärme aus Strom. Doch vor gut zwei Wochen war es plötzlich still.
Die Wärmepumpe produzierte nichts - und das ungewollt. Für Dieter Hack ein Unding, zumal ihm keine Gründe genannt wurden und er sich auf die Abschaltung auch nicht vorbereiten konnte.
Selbes Phänomen bei Bekannten. Der Heizungstechniker hat festgestellt, dass der Netzbetrieber Energis die Wärmepumpe fernabgeschaltet hat. Die Betroffenen vermuteten zuerst einen Defekt. Doch eine Spitzenlast im Stromnetz war der Grund für die kurzzeitige Abschaltung von rund eineinhalb Stunden.
Trotz Abschaltung wird weiter geheizt
Heizungsbauer Andreas Münch kennt das Phänomen. Für die Technik ist es nicht kritisch. Es wird nämlich nicht die komplette Stromversorgung getrennt, erklärt er, sondern nur der Verdichter, der Hauptverbraucher der Pumpe: "Die Auswirkungen sind im Heizbetrieb minimal, da eine gut gebaute Wärmepumpenanlage einen Pufferspeicher eingebaut hat und die über diesen Pufferspeicher eine Energiemenge abrufen kann."
Gesetzgeber regelt Stromdrosselung
Außerdem sei nach einer Abschaltung der Stromversorger verpflichtet, mindestens vier Stunden die Anlage nochmal laufen zu lassen, bevor er eine nächste Sperre auflegt. Dass der Netzbetreiber den Strom drosseln darf, ist im Energiewirtschaftsgesetz geregelt: Bis zu 4,2 KW Mindestleistung darf er runterfahren.
Stromnetze sind veraltet
Problem ist, dass die Netze bisher nicht auf die Energiewende ausgelegt sind. Daher muss manchmal zu einem solchen regulierenden Instrument gegriffen werden, um die Netzstabilität sicherzustellen. Maximal aber nur dreimal am Tag für zwei Stunden.
Finanzieller Ausgleich für den Kunden
Im Gegenzug erhält der Strombezieher beim Wärmepumpenstromtarif Vorteile, so Ralph Schmidt von der ARGE Solar: "Dadurch, dass die Möglichkeit besteht, Einfluss in die Stromversorgung der Wärmepumpe zu nehmen, ist das ein netzdienliches Verhalten und man kann die Stromnetze stabilisieren.
Diese Netzdienlichkeit wird honoriert, weil die Netzentgelte günstiger sind oder reduziert werden. Was dazu führt, dass der Strom für die Wärmepumpe deutlich günstiger wird – zwanzig Prozent und mehr. Damit wird die Wärmepumpe eigentlich auch erst wirtschaftlich. Es ist eigentlich ein Vorteil für den Wärmepumpenbetreiber."
Generell kommen aber laut Energis Netzgesellschaft nur selten Abschaltungen von Wärmepumpen vor – in der Regel sind es weniger als zehn Fälle pro Jahr. Durch die zunehmende Elektrifizierung allerdings werden sich solche Begleiterscheinung in Zukunft voraussichtlich häufen. Laut ARGE Solar hilft eine gute Dämmung und Auslegung der Wärmepumpe. Kurzzeitige Unterbrechungen sind im Betrieb mit einkalkuliert.
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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 02.02.2024 auf SR 3 Saarlandwelle.