Generation Z ist gar nicht faul: Saarbrücker Soziologe widerlegt Klischee
Die Generation Z ist faul, und Babyboomer arbeiten sich zu Tode – soweit das Klischee. Aber stimmt das wirklich? Soziologieprofessor Martin Schröder von der Universität des Saarlandes ist der Frage nachgegangen – und kommt zu einem ganz anderen Ergebnis: Arbeitseinstellung ist keine Frage der Generation.
Gibt es einen Generationenkonflikt, wenn es um den Job geht? Schuften alle Babyboomer bis zum Burnout, während die Generationen Y und Z lieber entspannen?
Soziologieprofessor Martin Schröder von der Universität des Saarlandes hat in einer Sozialstudie hunderttausende Umfragen aus den vergangenen 40 Jahren untersucht und die Ergebnisse im „Journal of Business and Psychology“ veröffentlicht. Die Befragten wurden zwischen 1925 und 2000 geboren.
Generationszugehörigkeit keine Erklärung für Arbeitsmoral
„Bis zur Mitte des Lebens wird Arbeit immer wichtiger, dann wird es immer unwichtiger. Das war aber schon immer so“, so Schröders Fazit.
„Die 20-Jährigen hatten noch nie so viel Lust auf Arbeiten wie die 40-Jährigen, das war schon immer so. Und wir alle haben heute weniger Lust auf lange Arbeitszeiten als früher.“
Wann jemand geboren wurde, erkläre nicht die Arbeitseinstellung, ist sich der Soziologieprofessor sicher. Die Lebensphase spiele eine entscheidendere Rolle.
Schröder: Arbeit allgemein unwichtiger als früher
Zusätzlich ändere sich aber gerade auch die Arbeitseinstellung in der Gesellschaft insgesamt. „Uns allen ist Arbeit heute unwichtiger als früher, und die beiden Effekte verwechseln wir mit Generationeneffekten“, sagt Schröder.
Also doch eher Generationenkonsens statt -konflikt? „Unser Gehirn liebt es, Menschen in Gruppen einzuteilen, weil uns dies erlaubt, unsere eigene soziale Gruppe als besser als andere zu sehen, was uns ein befriedigendes Gefühl gibt“, sagt Schröder.
Phantom statt Phänomen
Das sei aber nicht nur unmoralisch, sondern oft auch illegal. Es führe zu so spöttischen Aussagen wie „Ok, Boomer“. Und schließlich sei es so, resümiert der Soziologieprofessor, dass Menschen mit der Einteilung in Generationen Geld verdienen.
„Jugendforscher“ müssten wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren, wenn sie ihrem Geschäftsmodell widersprechen, weil ihr Einkommen davon abhänge, „generationensensible“ Coachings, Bücher und Vorträge zu verkaufen, so Schröder. Diese erteilten Ratschläge zu einem Phantom, das sich als Phänomen tarnt.
X, Y, Z & Co. – darum geht’s
Die Generationen werden in der allgemeinen Forschung häufig in Altersgruppen unterteilt. Dabei variieren die Jahrgänge häufig.
- Die Generation Silent (20er bis 50er Jahre), auch „Traditionals“ genannt, ist geprägt durch den Zweiten Weltkrieg, daher „still“.
- Die Babyboomer (Mitte 50er Jahre bis 1965) haben das Wirtschaftswunder, den Aufschwung, miterlebt, ebenso die Friedens- und Umweltbewegung. Ihre Generation ist geprägt vom Kampf um die Gleichberechtigung der Frau.
- Die Generation X (ca. 1966-1980) ist geprägt durch technischen Fortschritt, aber auch Arbeitslosigkeit, Konjunkturkrisen, Umweltkatastrophen und, daraus resultierend, dem Streben nach mehr Umweltschutz.
- Die Generation Y (ca.1981-1995), in der Jugendforschung auch als „Millennials“ bekannt, ist in einer Gesellschaft der Auswahlmöglichkeiten groß geworden, geprägt durch den Terroranschlag vom 11. September 2001. Es sind die ersten „Digital Natives“.
- Für Generation Z (ca. 1995-2009) wie „Zoomer“ gehörte das Internet von Anfang an fest zum Alltag.
- Als Generation Alpha werden die Jahrgänge ab etwa 2010 bezeichnet.