Anfällige "Keyless Go"-Technik
In den meisten Oberklasse- und vielen Mittelklassefahrzeugen ist mittlerweile das "Keyless Go"-System ab Werk verbaut. Damit braucht der Fahrer den Schlüssel nur in der Hosentasche mitzunehmen und kann sein Auto öffnen, ohne einen Knopf zu drücken oder den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Doch das System hat seine Tücken und ruft auch im Saarland Diebe auf den Plan.
In einem aktuellen Video im Internet sieht man, wie vermummte Männer in Wadgassen ein Auto knacken, das ein sogenanntes "Keyless Go"-System hat. Mit einem sogenannten Funk-Reichweitenverlängerer läuft einer der Diebe vor einem geparkten Auto hin und her, als wäre er mit einer Wünschelrute unterwegs. So konnte er innerhalb von Sekunden das Signal des Autoschlüssels im Haus abfangen und das Auto öffnen.
Leicht zu knacken
Für Autodiebe eine relativ leichte Methode, eine Verriegelung zu knacken: Denn das Auto kann dann einfach mit dem Start-Stopp-System gestartet werden und soweit fahren, wie der Sprit reicht. Beziehungsweise kann der Täter auch tanken, während der Motor läuft - und später dann auf ein neues Startsystem umrüsten.
Immer wieder neue Diebstähle
Die Polizei hat letztes Jahr 16 solcher Fälle im Saarland registriert. Im Herbst letzten Jahres gab es zum Beispiel einen ähnlichen Fall in Neunkirchen. Und auch in den Jahren davor gab es immer wieder Fälle. Zuletzt haben Unbekannte im Saarland gleich zweimal zugeschlagen - erst in Wadgassen und eine Nacht später in Saarbrücken.
Diese Art des Autodiebstahls ist kein saarlandspezifisches Problem, sondern ein bundesweites. Die Diebe könnten oftmals nicht geschnappt werden, da die Autos häufig gleich ins Ausland gebracht würden, sagt Marc Fischer vom Landespolizeipräsidium. Im Ausland würden die Autos dann mit gefälschten Fahrzeugpapieren verkauft oder in ihre Einzelteile zerlegt und dann online verkauft.
Hersteller passen Technik nicht an
Obwohl das Sicherheitsproblem beim "Keyless Go"-System bekannt ist, passen die Automobilhersteller ihre Systeme kaum an. Das haben Untersuchungen des ADAC ergeben. Bei 500 untersuchten Autos hätten nur die wenigsten Autohersteller Systeme verbaut, die vor so einem Autodiebstahl schützen können. Laut ADAC waren es nur fünf Prozent. Dabei gibt es eine Technik, die davor schützen kann. Der ADAC fordert deshalb, dass die Hersteller diese Technik bei allen neuen Autos verwenden.
Wie kann man sich schützen?
Die saarländische Polizei und der ADAC raten Besitzern von Fahrzeugen, die mit "Keyless Go"-Technik ausgestattet sind, folgende Sicherungsmaßnahmen zu treffen:
- Das Auto, sofern vorhanden, in der Garage abstellen
- Den Schlüssel nie in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür ablegen.
- Das Funksignal durch geeignete Maßnahmen abschirmen. Im Zubehörhandel sind beispielsweise Hüllen oder Boxen aus Aluminium erhältlich, die gegen Funkwellen abschirmen. Den Schlüssel nur in Alufolie einzuwickeln reiche oft nicht aus, so der ADAC. Die Wirksamkeit kann man selbst testen: Nur wenn das Fahrzeug sich nicht einmal dann öffnet, wenn man den „abgeschirmten“ Schlüssel direkt neben die Fahrzeugtür hält, haben auch Diebe keine Chance.
- Manche Fahrzeugschlüssel besitzen die Funktion, den Keyless-Zugang temporär zu deaktivieren. Am besten in der Werkstatt oder beim Hersteller nachfragen. Manchmal ist es auch möglich, die Technik ganz zu deaktivieren.
Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 14.02.2022 auf SR 3 Saarlandwelle.