80 Prozent der Pflegebedürftigen im Saarland werden von Angehörigen gepflegt

Wie die Pflege die Angehörigen belastet

Frank Hofmann/ Onlinefassung: Rebecca Lambert   24.10.2023 | 07:38 Uhr

Im Saarland findet 80 Prozent der Pflege im eigenen Zuhause statt. Schon lange fordert der Sozialverband VdK einen Rechtsanspruch auf Tagespflege, um eine Entlastung für die Angehörige zu schaffen, die durch die Pflegebelastung oftmals an ihre Grenzen kommen.

Schon länger übt der Sozialverband VdK Kritik am bestehenden Pflegesystem. Denn es mache krank. Im Saarland sind überdurchschnittlich viele pflegende Angehörige stark belastet, da sie Haushalt, eventuell eigene Kinder, Arbeit und die Pflege der Angehörigen stemmen müssen. Das hinterlässt körperliche und seelische Folgen. Zwar gibt es Hilfsangebote, aber zu wenige.

Gegen das Fehlen dieser Hilfsangebote möchte Verena Bentele, die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, vorgehen. Schon seit längerer Zeit fordert sie deshalb einen Rechtsanspruch auf Tagespflege. Diesen begründet sie damit, dass dieses System im Bezug auf Kinderbetreuung auch funktioniere.

Audio

Sozialverband VdK Deutschland möchte Pflegesituation verbessern
Audio [SR 3, Frank Hofmann, 24.10.2023, Länge: 04:16 Min.]
Sozialverband VdK Deutschland möchte Pflegesituation verbessern

Gerade im Saarland kämen derzeit viele Familien an ihre Grenzen. Denn über 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden hier von Angehörigen gepflegt. Das ist auch wenig verwunderlich, denn in kaum einem anderen Bundesland leben Familien noch so eng zusammen. Wenn die Angehörigen als Pflegekräfte wegbrechen würden, könnte das einschneidende Folgen haben.

Pflegende Angehörige entlasten Allgemeinheit

Die Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Claudia Moll, sagt: "Grade der Bereich der pflegenden Angehörigen, wenn uns diese Stütze wegbrechen sollte, dann aber gute Nacht." Damit die pflegenden Angehörigen nicht wegbrechen, benötigen sie jedoch Unterstützung.

Eine Studie der Universität Osnabrück, die der Sozialverband Vdk in Auftrag gegeben hat, zeigt, dass die Menschen durch die zusätzliche Pflegeaufgabe überlastet sind. Angehörige stellten den größten Pflegedienst der Republik dar, sagt Peter Springborn, der Geschäftsführer der VdK Saar. Und das entlaste die Allgemeinheit ungemein.

Vorteil der Pflege zu Hause

Ein Heimplatz sei zum einen teurer und zum anderen dem Gepflegten unangenehmer als die Pflege in den eigenen vier Wänden, sagt Springborn. Das ginge aber auf Kosten der Pflegenden. Diese könnten die täglichen Aufgaben nicht mehr richtig bewältigen. Die Folgen sind körperliche Probleme.

Zu wenig Unterstützung für Pflegende

Etwa zwei Drittel der pflegenden Angehörigen im Saarland leiden unter täglichen Schmerzen und dem Gefühl, die Pflege nicht zu schaffen. Viele von ihnen müssen auch selbst arbeiten oder haben Kinder. Und Unterstützung durch den Pflegedienst ist selten. Man habe festgestellt, dass gerade mal ein Drittel der pflegenden Angehörigen durch einen Pflegedienst unterstützt würden, sagt Springborn.

Viele Hilfsangebote seien nur Einzelleistungen, unbekannt oder schwierig zu beantragen, sagt Springborn. Einige kosteten sogar Zuzahlungen. So sei es sehr schwierig, sich eine angemessene Hilfe zu besorgen, auch wenn die Strukturen vorhanden seien.

Ein Thema aus der Sendung "Guten Morgen" am 24.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja