Bunkeranlage wird zum Museum

Saarbrücker Zivilschutzbunker - ein Museum

Reporter: Alexander M. Groß/Onlinefassung: Corinna Kern   27.02.2023 | 16:00 Uhr

Unter der Autobahn bei Saarbrücken-Güdingen liegt - gut versteckt - eine riesige Bunkeranlage. Erbaut zur Zeit des Kalten Krieges und zum Schutz der Zivilbevölkerung. Aus dem Bunker hat ein Verein in jahrelanger Arbeit ein Museum gemacht, dass das Leben im Kriegsfall zeigen soll.

So gut wie jeder Saarländer und jede Saarländerin dürfte schon mal darüber gefahren sein - die meisten jedoch, ohne es zu wissen. Unter der Autobahn A6 bei Saarbrücken-Güdingen befindet sich eine riesige Bunkeranlage. Erbaut wurde sie in den 60er Jahren, also während des Kalten Krieges - und sollte dem Schutz der Zivilbevölkerung dienen.

In jahrelanger Arbeit hat ein Verein aus der Bunkeranlage ein Museum gemacht. Am 27. Februar öffnete das Untergrund-Museum nun seine massiven Pforten für die Öffentlichkeit.

Saarbrücker Bunkeranlage - jetzt ein Museum

Florian Brunner vom Verein öffnet eine schwere Eisentür und gibt damit den Blick frei in den Bunker. Seit Jahren arbeitet er daran, aus dem Bunker ein Museum zu machen, denn er hat ein Faible für das Unterirdische im Allgemeinen und für diesen Bunker ganz besonders. 

Die Größe des Bunkers und sein Standort, direkt unter der Autobahn, haben ihn besonders fasziniert. Der Ort sei bewusst ausgewählt worden. "Unter dem Deckmäntelchen der Geheimhaltung" sei der Bunker entstanden, so Brunner. Lediglich die nahen Anwohner hätten gewusst, dass es in Güdingen einen Bunker gebe.

Überleben in Kriegszeiten

Der Bunker besteht aus mehreren Gängen mit davon abzweigenden Kammern - so genannten Kavernen. Um möglichst viele Menschen unterbringen zu können, gibt es an allen Gängen rechts und links Klappsessel. In den Kavernen zusätzlich auch Betten.

Bunker – früher Schutz heute Museum
Video [SR Fernsehen, (c) SR, 23.02.2023, Länge: 05:04 Min.]
Bunker – früher Schutz heute Museum

Platz für 1800 Menschen

1800 Menschen sollten im Bunker rund einen Monat überleben können. Er ist ausgestattet mit Technik für die Stromerzeugung und Belüftung, aber auch mit Toiletten und Duschen. Es gab Essensvorräte und Toilettenpapier, ebenso verschiedenste Medikamente und Verbandszeug. Und sogar Wöchnerinnenpakete, die für die Geburt und die Erstversorgung Neugeborener benötigt werden, seien Teil der Ausstattung gewesen, so Brunner.

Bunkerwerk der Öffentlichkeit zugänglich machen

Zusammen mit anderen Unterwelt-Begeisterten hat Florian Brunner den Verein “Unterirdisches Saarland” gegründet mit dem Ziel, das Bauwerk der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Vor vier Jahren hat der Verein mit dem Arbeit im Bunker begonnen. Unterstützung gab es dabei von Sponsoren.

Reinigung und Auflagen

Im ersten Schritt hieß es: Die gesamte Anlage musste von Grund auf gereinigt werden. Und damit der Bunker der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte, mussten zahlreiche Auflagen erfüllt werden. Das Bauwerk sei zwar in einem sehr guten Zustand, allerdings sei es nach den Sicherheitsstandards von 1965 gebaut worden, so Brunner. Rund 60 Jahre später gebe es ganz andere Anforderungen, unter anderem von der Unteren Bauaufsicht. Hinzu kämen entsprechende Belüftungskonzepte. Und auch den heutige Brandschutzvorgaben musste genüge getan werden.

All die Auflagen sind erfüllt, und der Charme des Bauwerks ist dabei nahezu unverändert geblieben. 

Erfahrungen der ersten Besucher

Als erste Besucher durften die Anwohner aus der unmittelbaren Nachbarschaft die Anlage betreten.

Der Aufenthalt in der Bunkerröhre bewegte die Besucher - egal ob jung oder alt. Es sei ein erschreckendes Gefühl, zu wissen, dass es einen solchen Bunker für den Notfall geben musste. Die Vorstellung, darin mehrere Monate verbringen zu müssen, sei keine schöne Vorstellung, so das Fazit eines jungen Besuchers.

Es gab aber auch Freude darüber, dass die Anlage durch die Arbeit des Vereins nicht in Vergessenheit gerät, sondern jetzt zum Museum geworden ist. "Ich verspreche mir schon eine erzieherische Funktion davon,” so eine Besucherin.

Führungen durch den Bunker in Güdingen gibt es für Gruppen nach Voranmeldung auf der Internet- oder der Facebookseite des Vereins “Unterirdisches Saarland”.  

Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 27.02.2023

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja