Was der Klimawandel mit Kälterekorden zu tun hat
In Skandinavien ist es derzeit eisig kalt, Temperaturrekorde purzeln. Das bedeutet aber nicht, dass der Klimawandel nur eine Mär ist. Im Gegenteil dürfte er sogar die Ursache für das Extremwetter sein.
Kälterekorde und Klimawandel - wie passt das zusammen? Das dürften sich angesichts mit Blick auf Temperaturen von unter -40 Grad jüngst in Norwegen, Schweden und Finnland nicht wenige fragen. So kalt war es dort seit 25 Jahren nicht. Dass diese Extremwerte wohl mit dem Klimawandel zusammenhängen, erklärte ein Experte vom Deutschen Wetterdienst (DWD) nun auf SR-Anfrage.
Polarwirbel Ursache für Kälterekorde
Ursächlich für die Rekord-Kälte sei eine Veränderung des sogenannten Polarwirbels - also ein Tiefdruckwirbel, der in der Stratosphäre um den Nordpol herum auftrete, so Peter Bissolli, Klimatologe beim DWD.
Das sorge normalerweise dafür, dass kalte Luft dort gehalten werde und nicht in südlichere Lagen, beispielsweise Europa, ströme. "Durch eine plötzliche Erwärmung in der Stratosphäre hat sich der Polarwirbel jedoch deformiert." So komme es zu einer stärkeren Zufuhr von Polarluft in südliche Breitengrade, so Bissolli.
Klimawandel mit Einfluss auf Polarwirbel
Wie kommt es aber zu dieser Erwärmung der Stratosphäre? Zu dieser Frage gibt es laut Bissolli zwei Theorien. Eine besagt, dass die Erwärmung der Meere mit ihrem Einfluss auf die Luftströmungen auch Auswirkungen auf den Polarwirbel habe.
Eine andere Theorie lege zugrunde, dass der Temperaturunterschied zwischen Arktis und Tropen geringer werde, weil sich der Nordpol schneller erhitze. Dies habe auch Einfluss auf globale Luftströmungen. Diese schwächten sich ab, es komme verstärkt zu Wellenbewegungen. Jene hätten wiederum Einfluss auf den Polarwirbel.
In Zukunft wärmere Winter
Die Kälterekorde in Skandinavien sind also kein Anzeichen dafür, dass der Klimawandel doch nicht stattfindet, im Gegenteil. "Insgesamt werden sich die Winter bei uns in Zukunft erwärmen", so Bissolli. Es könne jedoch gehäuft zu Extremwetterereignissen kommen. Temperaturen von -30 Grad seien im Saarland dennoch nur sehr schwer vorstellbar.
Die Länge des Winters werde sich durch den Klimawandel voraussichtlich nicht ändern, sagt Bissolli. "Es kann aber zu Verschiebungen kommen, beispielsweise, dass es auch im März sehr winterlich ist."
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