Job-Ghosting bei Auszubildenden im Saarland

Job Ghosting – wenn der neue Mitarbeiter die Arbeit nicht antritt

mit Informationen von Hannah Stumpf   02.02.2024 | 19:48 Uhr

Ein neuer Mitarbeiter hat seinen ersten Arbeitstag – aber taucht nicht auf und ist auch nicht mehr erreichbar. Solche Fälle gibt es offenbar immer häufiger. "Job Ghosting" nennen Fachleute das. IHK und Personalberater berichten von Fällen im Saarland.

Den Begriff "Ghosten" kennt man aus dem Online Dating: Man hat sich ein paar Mal getroffen und plötzlich bricht einer den Kontakt komplett ab, schreibt nicht mehr zurück und reagiert nicht auf Anrufe. Ohne erkennbaren Grund meldet sich derjenige nicht mehr – er wird quasi zum "Geist", daher der Begriff "Ghosten".

Video [aktueller bericht, 02.02.2024, Länge: 3:02 Min.]
„Job-Ghosting“ wird zunehmend zum Problem für Firmen

Inzwischen gibt es das nicht mehr nur im Privatleben. Auch im Berufsleben wird zunehmend "geghostet" berichten die Industrie- und Handelskammer (IHK) und Personalberater dem SR. Trotz unterschriebenem Arbeitsvertrag taucht der am ersten Arbeitstag nicht auf und meldet sich nicht mehr. Dann sprechen Personaler von "Job Ghosting".

IHK: Phänomen vor allem bei Azubis

Die IHK im Saarland beobachtet das Phänomen vor allem bei Azubis. Immer öfter würden die an ihrem ersten Tag einfach nicht auftauchen.

IHK-Geschäftsführer Peter Nagel: "Wir haben heute um ein Drittel mehr Stellenangebote als Bewerber. Dann sucht der Jugendliche sich natürlich seinen Ausbildungsplatz aus. Und wenn er dann eine bessere Chance hat, geht er woanders hin und leider Gottes meldet er sich häufig nicht bei seinem Erstbetrieb ab."

Nicht nur Azubis

Auch Personalberater Heiko Banaszak aus Saarbrücken erlebt das immer wieder. Er hat täglich mit Bewerbern in unterschiedlichen Branchen zu tun. "Wir suchen im Moment einen Geschäftsführer in Skandinavien. Der Bewerber ist sogar zwei Mal hergeflogen. Und dann abgetaucht."

Die neue Unverbindlichkeit

Das insgesamt größere Stellenangebot scheint aber nicht die einzige Erklärung zu sein. Der Bewerbungsprozess laufe heute oft virtuell ab: die Unterlagen kommen über den Jobportal, das Bewerbungsgespräch findet per Videokonferenz statt. Das ist einfacher, aber auch unverbindlicher, sagt Personalberater Heiko Banaszak.

"Es gibt ja heute Jobportale wie Xing oder LinkedIn. Da drücke ich auf einen Knopf und sage: Hiermit bewerbe ich mich. Und in dem Moment gehen automatisch die Lebensläufe zu den Arbeitgebern. Das heißt, der Aufwand ist quasi gleich Null, damit ist aber auch die Verpflichtung relativ niedrig."

Arbeitgeber halten sich Bewerber warm

Auch die Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen. Sie brauchen nicht nur mehr Bewerber, sondern müssen sich die, denen sie absagen, warmhalten, so Banaszak.

"Unternehmen, die sich sehr professionell aufstellen, bauen sich einen externen Talentpool auf." In diesem würden Kandidaten vorgehalten, die menschlich gepasst hätten, aber nur vielleicht für die aktuelle Stelle nicht infrage kamen.

Auch die IHK empfiehlt, einen persönlichen Kontakt zum neuen Mitarbeiter zu knüpfen, noch bevor er die Stelle antritt. Arbeitgeber müssten sich heutzutage mehr um Mitarbeiter bemühen.

Über dieses Thema berichtet auch der aktuelle bericht am 02.02.2024.


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