Virtuelle Influencer erobern Instagram, Tiktok und Co.
In der bunten Social-Media-Welt gibt es einen neuen Trend: virtuelle Influencer. Auf dem ersten Blick kaum von ihren menschlichen Vorbildern zu unterscheiden, geben sie Einblicke in ihr vermeintlich echtes Leben. Zwischen KI und Scheinwelt wirft das Fragen auf.
Wie die meisten in ihrem Alter ist Isabella Mai täglich in den sozialen Netzwerken unterwegs, folgt Influencern auf Instagram, Tiktok und Co. Vor knapp zwei Jahren hat die Saarländerin etwas Neues für sich entdeckt: computergenerierte Figuren mit eigenen Social-Media-Profilen, sogenannte virtuelle Influencer.
Ursprünge in der Gamer- und Science-Fiction-Szene
Die Bedeutung von virtuellen Influencern ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Ursprünglich aus der Gamer- und Science-Fiction-Szene bekannt, sind sie nun auf Tiktok, Instagram und Co vertreten. Immer mehr Menschen vor allem in Asien, Südamerika und den USA folgen ihnen, aber auch hierzulande steigen die Followerzahlen.
„Für mich war es einfach pures Interesse und pure Faszination“, erzählt die Studentin. „Mich interessiert der Content und auch was dahinter steckt, der technische Aspekt.“
Digital auf den Modeschauen der Welt
Wie ihre menschlichen Vorbilder informieren und berichten virtuelle Influencer über Themen, auf die sie sich spezialisiert haben, oder gewähren Einblicke in ihr vermeintlich „echtes“ Leben. So auch noonoouri – mit über 420.000 Followern auf Instagram die erfolgreichste deutsche Figur.
Seit 2018 ist sie auf den Modeschauen der Welt unterwegs – natürlich digital. Als virtuelles Model hat sie seitdem mit Marken wie Dior, Valentino und Balenciaga zusammengearbeitet. Für ihren Schöpfer, den Münchner Grafikdesigner Jörg Zuber, ist noonoouri aber mehr als nur ein Modepüppchen.
„Ich war als Kind sehr introvertiert. Und da dachte ich mir: Wenn ich eine Person hätte, eine beste Freundin, mit der ich mich verbinden kann, das würde mir helfen“, erzählt Jörg Zuber. So entstand noonouri als er fünf Jahre alt war, auf dem Zeichenpapier. Mit der technischen Entwicklung konnte er sie vor zwölf Jahren digital zum Leben erwecken.
Alles KI?
„Die Stimme von noonoouri wurde extra für ein Musikvideo entwickelt. Sie ist zwar KI-gestützt, aber nicht einzig mit künstlicher Intelligenz generiert worden“, erzählt Zuber.
Aber nicht alle Avatare kommen ohne künstliche Intelligenz aus. Viele von ihnen sehen echten Menschen zum Verwechseln ähnlich. Auf dem ersten Blick ist der Unterschied kaum erkennbar.
Claudia Franke promoviert an der Universität des Saarlandes zu dem Thema: „In unseren Studien haben wir getestet, ob die Menschen den Unterschied zwischen echten und virtuellen Influencern erkennen können. Fast die Hälfte konnte das nicht, wenn es nicht entsprechend gekennzeichnet wurde“, sagt die Expertin.
Ohne echte Menschen geht es nicht
Virtuelle Influencer, ob realitätsnah oder -fern sind Kunstfiguren. Sie existieren nur in der digitalen Welt. Und auch wenn es technisch möglich ist, ganz ohne Menschen geht es heute noch nicht. Mit künstlicher Intelligenz wird es aber immer einfacher, sie zu entwickeln. Kurz und mittelfristige Folgen für die Gesellschaft sind derzeit aber nur schwer einzuschätzen.
Mehr zu diesem Thema gibt es in der Sendung "Wir im Saarland - Service" am 27.11.2023 um 18.45 Uhr im SR Fernsehen.